Attacke auf französischen Sender

Hacker treffen TV5 Monde ins Herz

Der französische Sender TV5Monde
Der französische Sender TV5Monde © dpa / MAXPPP
Von Barbara Kostolnik · 09.04.2015
Islamistische Propaganda auf der Webseite, ein Totalausfall des Fernsehprogramms: Eine schwere Cyberattacke mutmaßlicher IS-Hacker trifft den französischen Sender TV5 Monde. Ein lange geplanter Angriff? Frankreich ist aufgeschreckt.
Die Website von TV5Monde ist auch Stunden nach dem Hackerangriff nicht zu erreichen. Man erfährt lediglich, dass Wartungsarbeiten durchgeführt werden und: "Wir danken für ihre Geduld". Eine Geduld, die der französische Außenminister Laurent Fabius aber nicht mehr aufbringen will.
"Wir sind fest entschlossen, die Angreifer aufzuspüren und sie zu bestrafen..."
Sagt Fabius nach einem schnellen Besuch in den Räumen des internationalen französischen Senders.
"... damit solche Cyberattacken künftig nicht mehr die Pressefreiheit treffen können"
Nicht weniger als drei französische Minister waren zu TV5Monde geeilt; neben Fabius auch die Kultusministerin und der Innenminister: Bernard Cazeneuve - der hat schon lange sein Hauptaugenmerk auf die Bekämpfung des internationalen Terrorismus richten müssen - und auf die Cyberkriminalität. Nun kündigt er 500 neue Stellen für die französischen Geheimdienste an und...
"Wir werden auch die Kriminalpolizei technologisch noch besser ausrüsten. Also total mobil machen in sämtlichen Bereichen."
Bildschirme blieben schwarz
Der Hackerangriff der Terrormiliz "Islamischer Staat" hat Frankreich aufgeschreckt: Gestern Abend musste der Generaldirektor von TV5Monde, Yves Bigot, vor die Kameras, um eine schnelle Erklärung für die Zuschauer abzugeben.
Yves Bigot: "Am 8. April um 22 Uhr Pariser Zeit ist TV5Monde Opfer einer gewaltigen Cyberattacke geworden, daher ist bei Ihnen der Bildschirm schwarz geblieben, wir haben auch die Kontrolle über unsere Webseiten und alle unsere sozialen Netzwerke verloren."
Mittlerweile hat der Sender die Kontrolle über die sozialen Netzwerke zurückgewonnen, aber immer noch laufen nicht alle Programme auf den elf Kanälen. Live-Übertragungen etwa sind nicht möglich.
Für den Cyberexperten Jérôme Billois war der Angriff das Ergebnis einer ausgefeilten Planung:
"Normalerweise sind die Übertragungssysteme und Ausstrahlungswege eines Senders sehr gut geschützt, sie sind das Herz jedes Senders. Dass diese Terroristen es geschafft haben, dieses Herz zu treffen, zeigt, dass sie sehr gut vorbereitet waren."
Billois beunruhigt besonders, dass Terroristen auf diese Weise einen Sender nicht nur lahm legen, sondern auch kapern können, um ihre Botschaften zu verbreiten. Der Experte erwartet, dass diese Attacken in Zukunft noch häufiger vorkommen.
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