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Planbare Operationen
Das geeignete Krankenhaus finden

Bei einer planbaren Operation kann überlegt werden in welchem Krankenhaus der Eingriff durchgeführt werden soll. Was eine gute Behandlung ausmacht, unterscheidet sich von Patient zu Patient. Jeder muss für sich entscheiden, welche Einrichtung für einen die beste ist. Doch wie findet man das raus?

Von Timo Stukenberg | 24.03.2016
    Das Foto zeigt die Vorbereitung und Nachbehandlung des endoskopischen Eingriffs
    Den Überblick behalten bei der Krankenhaus-Recherche. (picture alliance / dpa / Klaus Rose)
    Weiße Liste, Krankenhausnavigator, Patientenbewertungsportale oder die Empfehlung des Arztes. Wer seine Operation planen kann, möchte das beste Krankenhaus für sich finden – und verliert schnell den Überblick.
    So viel ist sicher: Das beste Krankenhaus für jeden Patienten gibt es nicht. Denn was eine gute Behandlung im Krankenhaus ausmacht, das unterscheidet sich von Patient zu Patient, sagt Dörte Elß, Gesundheitsexpertin der Berliner Verbraucherzentrale.
    "Manchen ist es sehr wichtig, dass der Arzt möglichst gut ausgebildet ist, dass möglichst viele Operationen durchgeführt wurden, anderen ist es wichtig, dass sie vielleicht in dem Krankenhaus schon mal waren, dass sie sich wohlgefühlt haben, dass es in der Nähe ist, dass die Familie dorthin schnell kommen kann. Oder dass jemand anders in der Familie damit gute Erfahrungen gemacht hat. Also jeder Patient hat da seine eigenen Kriterien, was für ihn ein gutes Krankenhaus ausmacht."
    Der Patient muss also erst einmal herausfinden, was er von seinem Krankenhaus will.
    Niedergelassene Arzt
    Der erste Schritt führt dann über den niedergelassenen Arzt. In der Regel ist das derjenige, der die Operation empfohlen hat. Bei der Überweisung soll er ein oder besser gleich zwei Krankenhäuser angeben, zwischen denen der Patient wählen kann. Wer sich unsicher ist, ob er überhaupt operiert werden muss und wenn ja, so wie der Arzt das vorgeschlagen hat, kann sich kostenlos eine Zweitmeinung von einem anderen Arzt einholen.
    Nach dem Gespräch mit dem Arzt lohnt sich ein Blick ins Internet.
    "Was gibt es denn hier noch? Krankenhausbewertungen. Genau, hier so eins gibt es."
    Internetportale
    Verbraucherschützerin Dörte Elß ist nach einer kurzen Internetrecherche auf dem Portal klinikbewertungen.de gelandet. Patienten können hier einen bis fünf Sternchen an ihre Klinik vergeben, je nach Erfahrung. Doch Patienten sollten sich die Anbieter solcher Websites genau ansehen, bevor sie sich auf die Informationen verlassen, sagt Verbraucherschützerin Elß.
    "Man muss immer genau gucken, wer steckt dahinter? Also ein Blick ins Impressum hilft schon mal ein ganzes Stück weiter. Oder die Rubrik "Wir über uns" oder auch die Frage: Wie finanzieren die sich eigentlich? Sind die jetzt unabhängig bei dem Portal? Oder finanzieren die sich vielleicht über Werbung? Das sieht man dann, wenn rechts und links auf einmal Werbebutton für bestimmte Krankenhäuser, Diäten oder sonst was aufpoppen."
    Das ist bei klinikbewertungen.de der Fall. Hier erscheinen direkt auf der Startseite Werbebanner und Einträge, die von den Kliniken selbst über eine Premium-Mitgliedschaft bearbeitet werden können. Im Impressum ist als Betreiber der Seite eine Firma in den USA angegeben. Gesundheitsexpertin Elß rümpft die Nase. Sie empfiehlt als erste Anlaufstelle die Weiße Liste der Bertelsmann-Stiftung.
    "Da steht drin: Wie viele Operationen wurden durchgeführt? Wie viele Betten sind dort? Wie viel Personal ist vorhanden, wie viel Apparate? Aber auch Aussagen zum Qualitätsmanagement, zum Beschwerdemanagement, bis in neuster Zeit werden auch solche Sachen wie Entlassmanagement, Sturzprophylaxe oder auch solche Sachen wie: Gibt’s da vielleicht ein Fernsehen am Bett? Oder ein Telefon? Und was kostet mich das?"
    Qualitätsberichte und Abrechnungsdaten
    Die meisten dieser Informationen stammen aus den Qualitätsberichten, die die Kliniken seit 2005 veröffentlichen müssen. Diese Berichte sind zwar umfangreich, doch auch sie sind nicht vollkommen verlässlich. Die AOK hat für ihren Krankenhausnavigator deshalb eine weitere Datenquelle herangezogen – die Abrechnungsdaten. Anders als in den Qualitätsberichten lässt sich die Behandlungsqualität darin über mehrere Jahre vergleichen. Allerdings werden damit bislang erst 16 sogenannte Leistungsbereiche untersucht, vom Herzinfarkt bis zur Hüft-OP.
    Eine hundertprozentige Sicherheit für eine gelungene Operation gibt es trotz der vielen Informationsmöglichkeiten nicht. Patienten sollten deshalb bei der Krankenhauswahl einen wichtigen Faktor nicht unterschätzen: ihr Bauchgefühl.
    Die Recherche zu diesem Beitrag geschah unter dem Dach des gemeinnützigen Recherchezentrums correctiv.org - das sich über Spenden finanziert - im Rahmen eines Datenfellowships der Rudolf Augstein Stiftung.