Astronomie für Anfänger

26.01.2009
Astronomie muss keine komplizierte Sache sein. Das beweist Helmut Hornung mit seinem Buch "Streifzüge durch das All". Der Autor richtet sich vor allem an Jugendliche und bringt sie mit seiner populärwissenschaftlichen Herangehensweise auf den neusten Stand der Forschung.
Helmut Hornungs Sachbuch fesselt seine Leser - und das sind nicht nur Jugendliche. Seine Herangehensweise ist die eines immer noch neugierigen Jungen, der wissen will, wie unsere Welt aufgebaut ist. Die Wissenschaft kommt darüber nicht zu kurz, sie wird aber immer wieder selbst in Frage gestellt, denn neue Theorien haben alte Theorien schon oft widerlegt. Das stellt der Autor gleich im Vorwort fest:

"Das Weltall war gerade mal acht Milliarden Jahre alt, als ich anfing, mich für Astronomie zu interessieren. Ich war damals acht Jahre alt. Die Forscher diskutierten heftig über eine neue Theorie, wonach eine Urexplosion das Universum geschaffen habe. Lächerlich, meinten andere, das Weltall habe weder Anfang noch Ende, sondern die Materie sei immer schon gleich verteilt gewesen und werde ständig und überall im Raum neu hervorgebracht. [...] Heute ist das Weltall 13,7 Milliarden Jahre alt und sehr wahrscheinlich mit dem Urknall entstanden – jedenfalls empfangen Satelliten den Nachhall dieser Explosion und haben Kosmologen die Signale zu einem Babyfoto des Universums zusammengesetzt."

Dumme Fragen sind nur solche, die nicht gestellt worden sind, ist Hornungs Credo. Dass Wissenschaft niemals fertig sein kann und immer neue Fragen stellen muss, ist eine der entscheidenden Erkenntnisse, wenn man Hornungs Buch gelesen hat.

Das Buch wendet sich an Astronomie-interessierte Leser ab zwölf Jahren, nach oben gibt es keine Altersgrenze, denn auch Erwachsene können viel hinzulernen und werden sich über die flotte Sprache sehr freuen.

In neun peppig benannten Kapiteln (z. B. "Der Himmel als Labor", "Leben und Tod von Sonnen") und einem ungewöhnlichen Anhang samt Astro-Quiz und Literaturhinweisen breitet der Autor den neuesten Stand der Wissenschaft in populärwissenschaftlicher Sprache – oft schlagzeilen-artig zugespitzt – vor seinen Lesern aus. Er ermuntert beispielsweise Jugendliche, ihren Computer für eigene Forschungen einzusetzen, er spricht über Zeitmaschinen, stellt mit Joseph von Fraunhofer den Mann vor, der die Sterne näher brachte, fordert im Sinne seiner Leser die Aliens auf, sich mit uns in Verbindung zu setzen und er entlässt seine Leser mit dem Hinweis auf die spannende Website "Heavens Above". Dort kann man nachsehen, welche Satelliten gerade über uns hinwegziehen. So verpasst man nach der Lektüre auch nicht den nächsten Vorbeiflug der Internationalen Raumstation ISS.

Es bleibt den Lesern überlassen, ob sie das Buch chronologisch lesen oder sich einzelne Kapitel bzw. Unterkapitel herauspicken. Kein Kapitel setzt das Wissen der vorhergehenden Kapitel zwingend voraus – Astronomie ist, das merkt man schnell, eine Wissenschaft, deren Beginn und Ende nur schwer zu fassen sind. Jeder Buchabschnitt endet mit einem Astrotipp, etwa der Aufforderung, eine Sternwarte zu besuchen, mit dem Fotoapparat die Erddrehung festzuhalten oder einer Merkliste für den Kauf eines astronomischen Fernrohrs.

"Streifzüge durch das All" ist nicht gerade reich an Bildern, aber Helmut Hornung versteht es, so bildhaft zu beschreiben, dass dieser Umstand kaum störend wirkt. Wer sich ernsthaft für das Wissensgebiet interessiert, kommt um den Kauf eines Planeten-Atlas ohnehin nicht herum.

Man wird sich bald wünschen, dass das Buch in einer etwas stabileren Form in den Handel kommt. Ein Sachbuch, das man immer wieder zur Hand nimmt, in das man Lesezeichen legt, das man unterwegs dabei haben sollte, wenn man bestimmte Tipps befolgt, wird in einer broschierten Aufmachung seinem inhaltlichen Anspruch nicht gerecht. Eine Ausgabe mit festem Einband und einem Lesezeichen wäre höchst wünschenswert, sonst sieht das Buch vielleicht bald selbst so aus, als hätte es schon mehrere "Streifzüge durch das All" hinter sich.

Rezensiert von Roland Krüger

Helmut Hornung: Streifzüge durch das All. Forscher enträtseln ferne Welten
Sachbuch für Jugendliche ab zwölf Jahren
dtv, Reihe Hanser/ München 2008
319 Seiten, 11,95 Euro