Asfa-Wossen Asserate

Prinz mit Manieren und Mission

Prinz Asfa-Wossen Asserate
Prinz Asfa-Wossen Asserate im Januar 2016 in Bremen. © picture alliance/dpa/Foto: Ingo Wagner
Moderation: Susanne Führer · 21.10.2016
Asfa-Wossen Asserates Buch "Manieren" war ein Bestseller - seitdem gilt der äthiopische Prinz mit deutschem Pass als Experte für gutes Benehmen. Doch er ist nicht nur ein "moderner Knigge", sondern auch einer der besten Kenner des afrikanischen Kontinents.
In seinem jüngsten Buch "Die neue Völkerwanderung" appelliert Asfa-Wossen Asserate an die europäischen Staaten, ihre Afrikapolitik grundlegend zu ändern. "Wer Europa bewahren will, muss Afrika retten" - so seine These. Nur, wenn die Ursachen von Armut und Bürgerkriegen in Afrika bekämpft würden, sei die Massenflucht über das Mittelmeer zu stoppen.
"Schlechte Regierungen" seien die Hauptursache für die Auswanderung von Menschen aus ihren afrikanischen Heimatländern, sagte Asfa-Wossen Asserate. "Das ist ein Punkt, den die europäischen Regierungen in ihrer Afrika-Politik der letzten 40 Jahre immer beiseite gelassen haben. Alles andere haben sie versucht. Die größten Exporteure von Migranten auf dieser Welt sind die afrikanischen Gewaltherrscher und Diktatoren, die ihrem eigenen Volk nicht die Möglichkeit geben in ihren eigenen Ländern nicht ein reiches, aber ein menschenwürdiges Dasein zu führen."
Prinz Asfa-Wossen Asserate mit Susanne Führer im Gespräch auf der Frankfurter Buchmesse 2016. 
Prinz Asfa-Wossen Asserate mit Susanne Führer im Gespräch. © Deutschlandradio Selma Nayin
Was es bedeutet, im Exil zu leben, hat Asfa-Wossen Asserate am eigenen Leib erfahren: Der Großneffe von Kaiser Haile Selassie war Student in Deutschland als die Militärs 1974 in seiner Heimat putschten - an eine Rückkehr nach Äthiopien war viele Jahre lang nicht zu denken.

Einführung eines Rentensystems besonders wichtg

Die demographische Entwicklung sei eine der größten Herausforderungen des afrikanischen Kontinents. Um das Bevölkerungswachstum von rund drei Prozent aufzufangen, müsste die Wirtschaft überall in Afrika um sechs bis sieben Prozent wachsen, sagte Asfa-Wossen Asserate. Tatsächlich liege das Wachstum derzeit aber nur bei etwa vier Prozent.
Prinz Asfa-Wossen Asserate auf der Frankfurter Buchmesse 2016. 
Prinz Asfa-Wossen Asserate auf der Frankfurter Buchmesse 2016. © Deutschlandradio Selma Nayin
Zurzeit betrachteten die Menschen in Afrika ihre Kinder noch als Alterssicherung. Die Einführung eines Rentensystems in den afrikanischen Staaten könne seiner Ansicht nach dazu beitragen, das Bevölkerungswachstum zu kontrollieren. "Sonst werden wir es nicht schaffen. Bildung alleine hat uns nichts gebracht, ein bisschen schon. Und die Tatsache, dass die Menschen jetzt gesünder sind als vor 100 Jahren hat nicht dazu beigetragen, dass die Menschen jetzt sagen 'Wir kriegen eben weniger Kinder', sondern man hat so weiter gemacht. Also müssen wir das Hauptproblem der Pension lösen."
Es sei Aufgabe der Staaten, den Menschen eine Pension zu geben, betonte Afa-Wossen Asserate. Einstweilen müsse sich Europa darauf einstellen, dass es afrikanischer werde und Afrika werde "hoffentlich etwas europäischer". "Das nennt man Globalisierung", sagte Asfa-Wossen Asserate.
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