Arte-Dokumentation "Stille Retter"

Erinnerungen an den Holocaust mit Zeichentrickfiguren

Filmszene aus dem Arte-Dokumentarfilm "Stille Retter - Überleben im besetzten Frankreich” - hier: Alfred Grosser. Er verließ Deutschland gemeinsam mit seinen Eltern, als er acht Jahre alt war.
Filmszene aus dem Arte-Dokumentarfilm "Stille Retter - Überleben im besetzten Frankreich” - hier: der Publizist und Historiker Alfred Grosser. Er verließ Deutschland gemeinsam mit seinen Eltern, als er acht Jahre alt war. © Gebrüder Beetz Film
Susanne Wittek im Gespräch mit Anke Schaefer · 24.01.2017
Drei von vier Juden überlebten den Holocaust in Frankreich. Das sind mehr als in anderen von Nazi-Deutschland besetzten Ländern. Wie das zu erklären ist, beantwortet auf ungewöhnliche Weise die Arte-Dokumentation "Stille Retter - Überleben im besetzten Frankreich".
Zusammen mit dem Regisseur Christian Frey hat die Autorin Susanne Wittek den Film "Stille Retter" umgesetzt, der heute Abend um 21.10 Uhr auf Arte im Rahmen eines Themenschwerpunkts gezeigt wird. Aus ihrer Sicht waren es vor allem diese Gründe, die zu einer besonderen Hilfsbereitschaft gegenüber den nach Frankreich emigrierten deutschen Juden während der Zeit des Faschismus geführt haben:
"Ein spontanes Gefühl des Mitleids (...), viele Menschen haben geholfen aus dem christlichen Gebot der Nächstenliebe heraus. (...) In Frankreich gab es damals schon die Tradition der laizistischen Grundschulen und Gymnasien, das heißt die Kinder wurden unabhängig von der Religion gemeinsam unterrichtet. (...) Das heißt jüdische Menschen waren in Frankreich relativ gut integriert und nicht isoliert von der nicht-jüdischen Bevölkerung."
Außerdem hätten viele auch den Juden geholfen, um den Deutschen einen Strich durch die Rechnung zu machen. Hinzukommt aus der Sicht von Susanne Wittek, dass Frankreich das erste Land in der Welt war, das Juden die vollen Bürgerrechte verliehen hatte.
Filmszene aus dem Arte-Dokumentarfilm "Stille Retter - Überleben im besetzten Frankreich” - hier Pascaline Magnard. Sie tauchte als Kind in Dieulefit unter.
Pascaline Magnard tauchte als Kind in Dieulefit unter.© Gebrüder Beetz Film
Zeitzeugen für den Film zu finden, sei kein Problem gewesen:
"Die Menschen, die wir gefragt haben, haben sofort zugesagt, für Interviews zur Verfügung zu stehen und haben das damit begründet, dass sie in diesem Film für sich noch mal eine Chance gesehen haben, den Menschen, die ihnen geholfen haben und die im richtigen Moment da waren und das Richtige getan haben, ein Denkmal zu setzen."

Zeichentrickfiguren erzählen die Erinnerungen

Das Filmteam habe sich bewusst dafür entschieden, die Erinnerungen der Zeitzeugen im Stil einer Graphik Novel zu erzählen. Man habe neben den Interviews, die zu sehen sind, nicht mit nachgespielten Szenen arbeiten wollen, um nicht die Illusion zu erzeugen, dass das, was die Zeitzeugen berichten, eins zu eins so gewesen ist, so Wittek:
"Wir können uns den Ereignissen, die die Zeitzeugen berichten, nur annähern."

Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz befreit. Anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus zeigt Arte heute seinen Themenschwerpunkt "Die Befreiung der Lager".

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