Arnon Grünberg liest ein Bild mit Geert Wilders

"Da sieht man kaum etwas von seiner Wut"

Der Rechtspopulis Geert Wilders in der Zweiten Kammer des niederländischen Parlaments
Der Rechtspopulist Geert Wilders in der Zweiten Kammer des niederländischen Parlaments © dpa / picture alliance / Bart Maat
Arnon Grünberg im Gespräch mit Frank Meyer · 14.03.2017
Geert Wilders ist berühmt für seine verbalen Ausfälle und seine "Bösartigkeit", wie der niederländische Schriftsteller Arnon Grünberg sagt. Auf einem Foto, das ihn während einer Parlamentsdebatte zeigt, sieht man einen eher gelangweilten, melancholischen Wilders.
Am Mittwoch wird bei unseren niederländischen Nachbarn ein neues Parlament gewählt – und die meisten Diskussionen über diese Wahl drehen sich um Geert Wilders. Bekommt seine "Partij voor de Vrijheid" die meisten Stimmen? Werden die Niederlande das erste westeuropäische Land sein mit einer rechtspopulistischen Partei als stärkster Kraft? Das ist die Frage.
Wir reden über Geert Wilders anhand eines ungewöhnlichen Fotos. Man sieht ihn da mal nicht in großer Rednerpose, wie sonst immer, sondern zurückgelehnt, eher nach innen schauend, mit einem Stift im Mund, im niederländischen Parlament. Unser Gesprächspartner ist der niederländische Schriftsteller Arnon Grünberg.
Aus dem Bild spreche vor allen Dingen die Langeweile Wilders', sagt der Autor. Wilders sei "anwesend und gleichzeitig abwesend". Von seiner sonstigen Wut und Bösartigkeit sehe man auf diesem Bild nichts.

"Wer sind wir eigentlich?"

Dass viele Niederländer Gert Wilders und seiner Partij voor de Vrijheid ihre Stimme geben wollen, erklärt Grünberg mit einer tiefern Verunsicherung:
"Die Niederländer sind verunsichert über ihre Identität, wichtiger als Geld und Ökonomie ist die Frage: Wer sind wir eigentlich?"
Über Wilders sagt Grünberg:
"Ich halte ihn für gefährlich."
Zugleich kritisiert er niederländische Intellektuelle, die Wilders verharmlost hätten:
"Es gab Intellektuelle, die gemeint haben: So ganz unrecht hat er ja nicht. Man hat ihn zu freundlich behandelt, ihm nicht widersprochen."
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