Arabische Liga

Zwischen Kriegen und diplomatischen Erfolgen

Von Tobias Mayer · 13.01.2014
Seit 2011 tritt die Arabische Liga in der Weltpolitik wieder verstärkt in Erscheinung. Davor hatte sie vor allem in den 90er-Jahren mit schweren Konflikten zu kämpfen.
"Der Vertreter Palästinas bei der Arabischen Liga soll seine Kontakte mit den Mitgliedsstaaten fortsetzen, um vernünftige Grundlagen für die Organisation des palästinensischen Volkes auszuarbeiten, damit diesem die Übernahme der ihm zustehenden Rolle bei der Befreiung seines Vaterlandes und der Entscheidung über seine Zukunft ermöglicht würde."
Dieser umständliche Beschluss war die Geburtsstunde der Palästinensischen Befreiungsorganisation. Der ägyptische Präsident Gamal Abdel Nasser, damals der wichtigste Führer in der arabischen Welt, wollte mit der Gründung der PLO die Palästinenser unter Kontrolle halten. Auf Nassers Initiative begann die erste Arabische Gipfelkonferenz am 13. Januar 1964 in Kairo. Seitdem treffen sich die Präsidenten und Monarchen der Arabischen Liga einmal im Jahr.
Gegründet wurde die Arabische Liga 1945. Sie hat heute 22 Mitglieder. Ihr Zweck ist die Förderung der Beziehungen zwischen allen arabischen Ländern im Nahen Osten und Nordafrika - in Wirtschaft und Finanzen, Verkehr, Kultur und Sozialwesen.
Diplomatischer Erfolg
In einem Anhang des Liga-Paktes wurde 1945 als Kernziel auch die Anerkennung Palästinas als unabhängiger Staat formuliert. Vor allem in der Palästinafrage habe man nachhaltig Erfolge vorzuweisen, meint Ahmed Asmat Abdel-Meguid, Generalsekretär der Arabischen Liga in den 90er-Jahren:
"Heute haben die Palästinenser Rechte. Sie sind auf dem Weg zu einem eigenen Staat. Lange Zeit hatten die Israelis den Palästinensern das Existenzrecht abgesprochen, doch: Es gibt sie."
In den Kriegen gegen Israel 1948 und 1967 stand die Arabische Liga zusammen und trat für die palästinensische Sache ein, auch wenn die Araber in diesem Konflikt eine Niederlage nach der anderen einstecken mussten. Doch 1974 feierte die Arabische Liga auf diplomatischem Parkett einen Triumph. PLO-Führer Yassir Arafat sprach vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen:
"Heute kam ich zu Euch, in einer Hand den Ölzweig und in der anderen Hand das Gewehr der Revolution, lasst den grünen Zweig nicht aus meiner Hand fallen!"
Ausschluss Ägyptens
1979 schloss Ägypten allerdings im Alleingang Frieden mit Israel. Das wichtigste Land der arabischen Welt wurde daraufhin aus der Liga ausgeschlossen, Nassers Nachfolger Anwar as-Sadat wurde Verrat an der palästinensischen Sache vorgeworfen. Die größte Krise erlebte die Organisation schließlich 1990, als der Irak den kleinen Öl-Staat Kuwait besetzte. Die arabischen Machthaber waren heillos zerstritten. Die Golfstaaten, Syrien und Ägypten schlossen sich der anti-irakischen Koalition an, einige arabische Länder blieben neutral. Libyen und die PLO hielten zu Saddam Hussein. Die Außenwirkung war verheerend.
"Just two hours ago, allied air forces began an attack …"
Im Januar 1991 befahl US-Präsident George Bush die Operation "Desert Storm". Kampfflugzeuge bombardierten den Irak und zerstörten Fabriken, Kasernen, Ministerien und Brücken.
"Kuwait, Mitglied der Arabischen Liga und der Vereinten Nationen, wurde vom Irak überrannt, sein Volk missbraucht. Heute Abend stehen in der Golfregion Streitkräfte aus 28 Ländern, aus Europa und Asien, Afrika und der Arabischen Liga Schulter an Schulter gegen Saddam Hussein."
Der amerikanische Präsident betonte in seiner Rede die Beteiligung von Ländern der Arabischen Liga bei der Militäraktion im Irak und verstärkte damit die Spaltung der Araber. Die Uneinigkeit vor allem in der Palästinafrage zwischen den Golfstaaten auf der einen und den alten Revolutionären um Saddam Hussein, Gaddafi und Arafat auf der anderen Seite sollte die Arabische Liga und ihre Wahrnehmung im Westen über viele Jahre prägen. Seit 2011 spielt die Arabische Liga wieder eine aktivere Rolle. Sie positionierte sich gegen Diktatoren wie Gaddafi in Libyen oder Bashar al-Assad in Syrien. Doch besonders für die Monarchen am Golf ist dies ein Spiel mit dem Feuer, lassen sie doch bei sich im Land die Oppositionsbewegungen brutal unterdrücken.
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