Antje von Dewitz

Sozial, ökologisch und wirtschaftlich erfolgreich

Antje von Dewitz, Geschäftsführerin des Outdoor-Spezialisten Vaude, gestikuliert am 28.03.2013 während eines Interviews in ihrem Büro in Obereisenbach (Baden-Württemberg).
Antje von Dewitz ist Geschäftsführerin des Outdoor-Spezialisten Vaude. © dpa / picture alliance / Felix Kästle
Antje von Dewitz im Gespräch mit Susanne Führer · 11.01.2017
Dass sie einmal den Outdoor- und Bergsportausrüster Vaude von ihrem Vater übernehmen würde, ist ihr nicht in die Wiege gelegt worden: Mehr oder weniger zufällig ergab es sich, dass sie in der Firma anfing und blieb. Bevor Antje von Dewitz Chefin wurde, baute sie einen Betriebskindergarten auf − als Chefin baute sie den gesamten Betrieb um.
Ihr Ziel: Outdoor-Kleidung giftfrei und nachhaltig zu machen − und dabei einer der ökologischsten Hersteller Europas zu werden. Sie ist auf einem guten Weg, erhält Preise und Auszeichnungen, hält Vorträge und berät Baden-Württembergs grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann.
Das Unternehmen Vaude ist Mitglied in der "Fair Wear Foundation" und arbeitet kontinuierlich an der Verbesserung der Arbeitsbedingungen auch an seinen Produktionsstandorten in Asien. Antje von Dewitz:
"Es wäre natürlich schön, alles in Deutschland und Europa nähen zu lassen. Das wäre auch unternehmerisch sinnvoll, weil wir beispielsweise viel früher bestellen müssen als wir Vororder von unseren Händlern haben. Das heißt, für uns ist es ein Kristallkugel-Lesen, wie viel wir dieses Jahr bestellen. Das kommt dann alles, dann fällt der Winter aus und wir haben das Lager voll. Es wäre viel sinnvoller, wenn wir in Europa produzieren würden. Wir produzieren in etwa 15 Prozent inzwischen wieder in Europa, wir haben auch eine eigene Produktionsstätte am Standort.
Aber ganz viel lässt sich nicht mehr in Europa machen. Da ist der Preis sicher auch ein Faktor, aber gar nicht der Entscheidende, sondern gerade diese Wetterschutzgeschichten, Hosen und Jacken, da sind die Materialien in Asien, da sind die Maschinenhersteller in Asien und da sind die Produktionsstätten in Asien. Das Ganze zu verlagern, wir sind ja sehr spezialisiert, also wir arbeiten mit 45 Produktionsstätten zusammen. 45 Produktionsstätten nach Europa zu verlagern, dass die das da wieder frisch anfangen, das ist schwer, weil sich einfach ein ganzer Produktionszweig schon vor 30 Jahren nach Asien verlagert hat."
Als sie die Unternehmensleitung übernommen habe, sei sie sich nicht sicher gewesen, dass es möglich sein würde, ökologisch und nachhaltig zu wirtschaften, sagte von Dewitz. "Man wächst ja nicht gerade damit auf, dass ökologisches und soziales Wirtschaften möglich ist. Als ich meine Vision meinem kommenden Geschäftsleiterkreis vorgestellt habe, war die Unsicherheit sehr groß, ob ich die überhaupt mitnehmen kann und ob wir damit überhaupt erfolgreich sein können. Der Weg dorthin ist mühsam. Das ist ein Pionierweg, denn die Rahmenbedingungen sind in unserem Wirtschaftssystem dafür nicht gemacht. Ich habe ein tägliches Ringen um die beste Lösung."
Es mache sie heute stolz, sagte Antje von Dewitz, mit ihrem Unternehmen eine Hoffnungsgeschichte zu erzählen: "Es macht Menschen Mut, dass Wirtschaft, Ökologie und sozial zusammengehen."
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