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Instrumente
Kinderleichter Einstieg

Online-Lern-Diplome, Singpartnerschaften oder Trommeln aus Propangas-Tanks: Musikverlage und Instrumentenbauer lassen sich einiges einfallen, um Kindern das Instrumente-Lernen schmackhaft zu machen. Auf der Musikmesse in Frankfurt zeigen die Aussteller die neuesten pädagogischen Trends.

Von Ludger Fittkau | 09.04.2016
    Der sechsjährige Darlington (links) und der gleichaltrige Marvin aus der Frankfurter Kita "Kantapfel" singen am 11.03.2014 in Frankfurt am Main (Hessen) auf der Musikmesse bei der jährlichen Mitmachaktion "music4kids" in ein Mikrofon.
    Verlage lassen sich eine Menge einfallen, um Kinder und Jugendliche für Musik zu begeistern. (dpa / picture alliance / Frank Rumpenhorst)
    Trompetenstöße auf der Hauptbühne vor der Messehalle – lautstark geht es allemal zu auf der Musikmesse in Frankfurt am Main.
    Ein bisschen stiller ist es an den Messeständen der Musikverlage, denn dort geht es noch viel um Papier. Hier werden seit eh und je gedruckte Materialien für den Musikunterricht angeboten. Immer mehr werden jedoch dabei klassische Gitarren-Notenbücher spielerisch mit neuen Online-Angeboten verknüpft. Konstantin Zafiriadis vom Schott Verlag:
    "Es sind auch immer Mitmach-Geschichten dabei. Und es gibt auch eine Art Quiz innerhalb dieses Buches. Und wenn man das dann am Ende durch hat und das Lösungswort hat, das kann man dann Online eingeben und dann kriegt man ein eigenes Noten-Lern-Diplom ausgehändigt. Das ist also ein kleines Schmankerl für die kleinen Gitarrenschüler."
    Spiel und Spaß statt Zwang
    Zwei aufrecht stehende Maikäfer mit fröhlichem Menschengesicht zupfen am Kontrabass und schlagen Percussions-Hölzer aneinander. In einer Ecke reiben ein bisschen schüchtern zwei offensichtlich verliebte Jugendliche ihre extra-langen, roten Clownsnasen aneinander. Erst die Überschrift über den lustigen Zeichnungen auf dem Katalog verrät, worum es hier eigentlich geht – um Musicals, die mit Schülern eingeübt werden. Anneke Salinger vom Sikorski-Verlag:
    "Das sind kleine Bühnenstücke, je nach Alter gestaffelt. Frei zu gestalten auch. Begleitung ist natürlich möglich. Das kann man entweder mit Play-Back-CD aufführen, wenn man keine Instrumente zur Verfügung hat, oder es gibt eben auch eine variable Besetzung, die man dann verwenden kann."
    Aufwändig mit Zeichnungen geschmückte Gitarrenbücher, in denen auch gemalt werden kann. Blockflöten-Lernhefte, durch die Comicfiguren führen – die Verlage lassen sich eine Menge einfallen, um Kindern und Jugendlichen das Erlernen eines Musikinstrumentes schmackhaft zu machen.
    Aktionstage für mehr Musikinteresse
    Bigrit Böcher vom Deutschen Musikverlegerverband schildert am Messestand, was die Branche noch tut, um die Lust auf Instrumente zu fördern:
    "Wir machen auch Aktionen wie 'Deutschland macht Musik', die in diesem Jahr am 15. Juni stattfindet. Indem eben deutschlandweit in jedem Musikgeschäft Musik gemacht wird. Was natürlich sowieso immer passiert. Aber das wollen wir ganz öffentlich machen und sagen: Kommt und macht Musik und seht, was es für einen Spaß auch bringt.
    Besonderen Spaß kann es auch machen, gemeinsam zu singen, doch der Chorgesang in Kitas und Schulen ist längst nicht mehr selbstverständlich. Das soll nun mit Hilfe sogenannter "Singpartnerschaften" insbesondere von Ganztagseinrichtungen und Chören geändert werden. Thorsten Weber vom Helbing-Verlag:
    "Wir haben ein neues Kinderliederbuch rausgebracht in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Chorverband für die Aktion "Caruso". Das ist eine Aktion, die dazu dient, das Singen wieder gefördert wird in Kindergärten und auch dann auch im Anschluss auch in der Grundschule. Und da ist dann ein Kinderliederbuch entstanden, zu verschiedenen Themen, die eben die Kinder dort betreffen. Und auch in verschiedene Sprachen, weil es natürlich zunehmend so ist, dass man auch multikulturelle Lieder braucht."
    Mehr Körpergefühl durch Trommeln
    Gar keine Sprache, sondern Lust auf Rhythmus brauchen die Kinder für die sogenannten "Stahlzungen-Trommeln", die Peter Stein von der Frankfurter Firma "Afro-Ton" auf der Musikmesse am Main anbietet:
    "Meines Wissens sind die in Amerika entwickelt worden aus einem alten Propangas-Tank. Es ist sehr intuitiv. Die Kinder lernen auch ein Körpergefühl zu entwickeln für die Trommeln. In gewissem Maße auch ein Gefühl für die Dynamik 'laut-leise'. Man kann das Gerät mit den Händen oder mit den Sticks spielen."
    Schlaginstrumente aller Art – die sind ohnehin ein Renner der Musikmesse und vor allem bei Jugendlichen beliebt. Sie sind auch besonders geeignet als Einstieg für Schüler, die vorher noch nie ein Musikinstrument gespielt haben.
    Zwei Jugendliche spielen auf Steinway-Flügeln am Stand der Firma. Dass man bei der Musikmesse auch solch edle Instrumente nach Herzenslust ausprobieren kann, macht den Reiz dieser Messe aus, sagt der junge Pianist, der seinen Namen nicht nennen will:
    "Es ist Luxus. Zum Üben braucht man das natürlich nicht, aber zum drauf spielen ist es natürlich sehr viel schöner auf einem solchen Instrument als auf einem Klavier."