Animal Athletics

Ein tierisch anstrengender Fitnesstrend

Zwei junge Frauen und ihr Trainer machen am 22.02.2015 im Stadtpark Hain in Bamberg ein Workout in der Sonne.
Zwei Sportlerinnen und ihr Trainer machen im Park ein Workout in der Sonne. © picture alliance / dpa / David Ebener
Von Elmar Krämer · 18.03.2017
Krabbe, Bär oder Skorpion: Von Tieren abgeguckte Bewegungen sind der neue Trend in der Fitnesswelt. Elmar Krämer hat sich die animalischen Moves von einem Personal Trainer erklären lassen  - und sie auch gleich einmal selbst ausprobiert.
Es braucht immer wieder neue Trends, um dem fetten haarigen Wesen, das von Sofa aus mit Chips und Schokoriegel winkt, etwas entgegenzusetzen. Ja, genau, dem inneren Schweinehund – das ist eins der wenigen Tiere, die es bei Animal Athletics, Animal Moves oder Crawling nicht gibt!
Hinter solchen Begriffen verbirgt sich eine neue Spielart des seit einigen Jahren äußerst angesagten Trainings mit dem eigenen Körpergewicht. Nun werden also die Bewegungen von Affen, Bären, Skorpionen und vielen anderen nachgemacht.

Orientierung an Vorbildern aus der Natur

Fabian Allmacher: "Im Animal-Athletics gehen wir zurück zu genau diesen natürlichen Vorbildern. Wir trainieren basierend auf diesen Tierbewegungen Kraft, Ausdauer, Koordination, Beweglichkeit und bieten dementsprechend alles, was zu einem leistungsfähigen Körper gehört."
Fabian Allmacher ist Tierarzt und Personal Trainier in München und der Autor von "Animal Athletics", dem derzeit ausführlichsten Buch auf dem deutschen Markt zum Thema. Seit über 20 Jahren macht er Menschen fit, er trainiert vom Leistungssportler bis hin zu Senioren alle, auch Kinder und Jugendliche:
"Bei den Jugendlichen ist es so: Die verlieren grundsätzlich schnell die Lust, und die Zielsetzung war, ein abwechslungsreiches Training zu haben, das inhaltlich trotzdem zielorientiert ist."
Und da kommen die Tier-Moves ins Spiel. Immer nur verkrampft mit dem Controller in der Hand vor dem Bildschirm an der Konsole sitzen, wir wissen es alle, macht uns weder fit fürs Leben noch für die Gefahren des Alltags. Wir müssen zum Tier werden!
Ein Selbstversuch: Los geht es mit dem "Crab Walk", dem Krabbengang: Ich sitze auf dem Boden, die Beine angewinkelt, die Füße aufgesetzt. Die Hände hinter dem Rücken auf dem Boden, Arme durchgedrückt. Hintern vom Boden und nun vorwärts und rückwärts laufen. Bauchspannung halten, der Puls geht hoch, die Oberarme und Schultern machen sich bemerkbar – ich bin ein Krebs!

Krabbeln wie ein Baby, schleichen wie eine Katze

Nächste Übung: das Biest – erst krabbeln wie ein Kleinkind, dann schleichen wie eine Katze.
Fabian Allmacher: "Das, würde ich sagen, ist schon eine mittelschwere Position, einfach vorwärts zu krabbeln oder seitwärts zu krabbeln, was schon anspruchsvoller ist."
Ich krabble vom Arbeitszimmer ins Wohnzimmer. Auf dem Rückweg bleiben die Knie knapp über dem Boden. Anstrengend, aber das ist ja auch der Sinn der Sache, die Muskeln sollen etwas zu tun bekommen, gleichzeitig werden sie geschmeidiger. Eben noch Krabbe, jetzt Leopard - oder so etwas in der Art.
Fabian Allmacher: "Das wäre ein Wildcat-Pushup, sprich, wie eine Wildkatze, die sich nach vorne streckt und dabei mehr Gewicht auf den Oberkörper bekommt."
Videos im Netz zeigen, wie das alles genau geht: Liegestützhaltung, Knie beugen, Hintern nach hinten, Knie bleiben knapp über dem Boden. Von hier aus nach vorne abdrücken wieder in die Liegestützhaltung – einmal runter und hoch, dann wieder von vorne.

Von Übung zu Übung anstrengender

Es dauert nicht einmal eine Viertelstunde, um festzustellen: Animal Moves sind anstrengend. Und sie werden von Übung zu Übung immer anstrengender und komplexer. Aber ist das alles neu, nur weil die Fitnessbranche jetzt schreit, gib mir Tiernamen? Nein, gibt's im Yoga und im Kampfsport schon ewig – aber die Fitnesswelt braucht Trends und viele Menschen neue Motivation: Ich im Einklang mit der Natur. Intuitive Bewegungen, abgeschaut von den stärksten, schnellsten und elegantesten Tieren.
Der Mensch, nicht nur ein Tarzan, sondern auch ein Cheetah, ein Tiger und, nun gut, eine Krabbe. Effektiv ist dieses tierische Training auf jeden Fall, wenn man es macht – aber es gehört Selbstdisziplin dazu, in den eigenen vier Wänden den Affen zu machen, sonst übernimmt schnell wieder der innere Schweinhund!

Buchtipps
Für alle die Lust haben, das Ganze mal selber auszuprobieren und eine Runde durch die Wohnung zu kriechen, gibt es zwei Bücher zum Thema: "Animal Athletics" von Fabian Allmacher (Riva-Verlag) und "Animal Moves" von Christian Zippel und Alex Fischer (G/U Verlag).

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