American Classics

Stanisław Skrowaczewski
Stanisław Skrowaczewski © Intermusica
01.04.2014
Ein "talentierter Latino" und jede Menge amerikanische Musik – die Saarländer gelten ja als halbe Franzosen, doch ihr Interesse an der Musik aus Old America ist mindestens genauso groß wie das an der ihrer direkten Nachbarn. Die Deutsche Radiophilharmonie hat sich jetzt den jungen Dirigenten Tito Munoz eingeladen, um ein "ziemlich" originär amerikanisches Programm zu dirgieren.
Natürlich - möchte man sagen - ist Stanisław Skrowaczewski an diesem Abend im Geiste anwesend. Der Komponist und Dirigent aus Minneapolis pflegt eine innige musikalische Freundschaft mit dem Orchester in Saarbrücken. Er ist ihm als erster Gastdirigent verbunden. Unvergesslich ist sein Zyklus aller elf Bruckner-Sinfonien, der als CD-Box einige Preise einheimste. Skrowaczewskis "Music at Night" steht am Anfang. Dieses Stück stammt noch aus seiner europäischen Zeit und basiert auf einer übersinnlichen Erfahrung des Komponisten mit der Legende von Ugo und Parisina in der norditalienischen Stadt Ferrara. Skrowaczewski hat dieses Werk in Amerika überarbeitet.Zweiter prominenter Name in diesem Programm ist John Adams, der großorchestrale Minimalist unter den amerikanischen Tonsetzern. Er hat sich als einer der wenigen Künstler an eine Politoper gewagt. Sein "Chairman dances: Foxtrott for Orchestra" ist ein Extrakt aus seiner zeitgeschichtlichen Oper "Nixon in China". Der tanzende Chairman in diesem humorvollen Stück ist niemand geringeres als Mao Tsetung. Michael Hersch hat den Ruf, eine besonders eigenwillige und unabhängige Stimme unter den amerikanischen Komponisten zu sein. Für den israelisch-amerikanischen Pianisten Shai Wosner komponierte er ein regelrechtes Klavierkonzert mit dem Titel "along the ravines: fragments for piano and orchestra“. Der Widmungsträger spielt es auch im Saarbrücker Studiokonzert spielen.Howard Hanson schließlich gilt als spätromantischer Übervater. Der Sohn schwedischer Einwanderer versuchte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert, die Klangwelt der nordeuropäischen Sinfonik à la Sibelius auf die amerikanische Lebenswelt zu übertragen. Seine "romantische" zweite Sinfonie steht am Ende dieses amerikanischen Programms im Funkhaus Hallberg.Der Dirigent Tito Munoz ist geborener US-Bürger, begann seine Karriere mit dem Label "talentierter Latino" und hat inzwischen viele Erfahrungen als Gastdirigent weltweit gesammelt. Für ein amerikanisches Programm im "halbfranzösischen" Saarland ist er nicht zuletzt deshalb ein geeigneter Kandidat, weil er einige Jahre Chef der Oper in Nancy und des Orchesters in Lothringen war.

Funkhaus Halberg Saarbrücken
Großer Sendesaal
Aufzeichnung vom 28.03.2014

Stanisław Skrowaczewski
„Music at night"

Michael Hersch
„along the ravines: fragments for piano and orchestra"

ca. 21:00 Uhr Konzertpause mit Nachrichten
John Adams
„Chairman dances: Foxtrott for Orchestra"

Howard Hanson
Sinfonie Nr. 2 Des-Dur op. 30 („Romantic")

Shai Wosner, Klavier
Deutsche Radio Philharmonie
Leitung: Tito Munoz