Alter Glanz in neuem Zug

Von Bernd Musch-Borowska · 20.01.2011
Es ist die neue asiatische Variante des legendären Orientexpress, ein Luxuszug, der durch Südostasien führt, eingerichtet im alten Kolonialstil, ausgestattet mit den Annehmlichkeiten einer Zeit, zur der kaum jemand reisen konnte.
Dabei ist der auf alt getrimmte Zug ein vergleichsweise junges Produkt, der erst im September 1993 zur Jungfernfahrt startete. Bernd Musch-Borowska hat die Fahrgäste von Singapur bis Bangkok begleitet:

Mit großem Getöse setzt sich der Eastern- & Oriental-Express im alten Bahnhof von Singapur in Bewegung und schon nach kurzer Fahrt hat der Zug die Brücke auf das Festland erreicht und die erste Etappe auf der mehr als 2.000 Kilometer langen Reise nach Bangkok hinter sich gebracht.

In den luxuriösen Kabinen haben die Gäste bis dahin schon Platz genommen und während draußen die tropischen Landschaften der malaiischen Halbinsel vorbei rauschen, serviert der jedem Waggon zugeteilte Steward den ersten Tee:

"Mein Name ist Woody und ich bin Ihr Steward. Von hier bis nach Bangkok betreue die Gäste in den sechs Kabinen dieses Waggons."

Die Kabinen der inzwischen modernisierten Waggons sind orientalisch ausgestattet. Es herrscht der exotische Glanz des Orient-Express und als Passagier fühlt man sich in einen Roman von Agatha Christie versetzt.

"Wir haben drei verschiedene Kabinen-Typen. Dies hier ist ein Pullmann, ein kleineres Abteil für zwei Personen mit einem Stockbett und einem kleinen Badezimmer. Das State-Kompartment hat zwei Einzelbetten nebeneinander. Ebenso die Präsidenten-Suite, nur die ist größer. Auch das Badezimmer ist größer."

Der letzte Waggon des Zuges ist mit einer offenen, überdachten Plattform ausgestattet. Dort genießen die Passagiere das tropische Klima, während die Palmöl-Plantagen und Reisfelder vorüber ziehen.
Für die meisten Urlauber sei die Zugfahrt der eigentliche Höhepunkt ihrer Südostasienreise, meint Ulf Buchert, der deutsche Zugchef des Eastern- & Oriental-Express:

"Wir haben bei Umfragen festgestellt, dass die meisten Gäste die Zugreise als Erstes buchen und dann den Rest ihres Urlaubs drum herum organisieren. Für die Gäste ist die Fahrt, die Zeit, die sie an Bord verbringen, das Wichtigste. Viele unserer Gäste sind in den Flitterwochen oder auf einer Reise anlässlich ihres Hochzeitstages. Und einmal hatte ich sogar Heiratsantrag an Bord des Zuges."

In der Piano-Bar wartet ein junges Pärchen aus Bayern auf das Abendessen. Ralf und Teresa sind auch auf Hochzeitsreise und von dem Ambiente des Zuges begeistert. Teresa:

"Wie Agatha Christie. Es hat so etwas wie aus einer vergangenen Zeit. Ich wüsste nicht, wie man auf nostalgischere Weise ein Land bereisen könnte."

Ralf:
"Bombastisch. Wir sind empfangen worden wie Könige. Der erste Eindruck hat wirklich nicht enttäuscht. Im Gegenteil. Angefangen vom Abteil bis zum Service und dem extravaganten Essen. Wir sind wirklich begeistert und hellauf zufrieden."

Auf der drei Tage dauernden Fahrt von Singapur über Kuala Lumpur bis nach Bangkok werden die Zugreisenden von Chefkoch Yannis Martineau kulinarisch betreut. In zwei winzigen Zug-Küchen bereitet er das Essen für rund 60 Gäste vor:

"Heute Abend gibt es ein Soufflé aus Jakobsmuscheln mit Hummer-Biskuit. Danach kann man aus zwei Hauptgerichten auswählen, entweder Rindfleisch-Medaillon oder ein asiatisches Fischgericht. Und zum Nachtisch gibt es eine Schokoladen-Bombe mit Birne."

Wenn der Zug nach seiner langen Fahrt durch Malaysia und den südlichen Teil Thailands Bangkok erreicht hat, spaltetet sich die Strecke. Dann kann man seine Reise entweder bis nach Chiang Mai im äußersten Norden Thailands fortsetzen oder bis nach Laos an der nordöstlichen Grenze Thailands weiter fahren. Ein Teil des Zuges fährt nach Westen, über die Brücke am Kwai bis nach Birma, wo die Fahrt dann auf einem Dampfer den Irrawaddy-Fluß hinauf weiter geht.