Alte Musik live aus Südtirol

Des Kaisers neue Klänge

Das Gambenensemble "Gambe di Legno"
Das Gambenensemble "Gambe di Legno" © Gambe di Legno/Website
31.05.2015
Früher konnten die Herrscher sogar komponieren, der Habsburger Leopold der Erste sogar so gut, dass seine besten Hofmusiker seine Werke gern und häufig aufführten. Erstmals wieder in der Neuzeit zu hören ist nun sein Oratorium "Die Trauer des Weltalls."
"Leopold, sis Caesar et non musicus, sis Caesar et non Jesuita" – "Leopold, Du solltest Kaiser sein und nicht Musiker, Kaiser und nicht Jesuit". Einige Zeit soll diese Ermahnung an den Kaiser am Tor der Wiener Hofburg angeschlagen gewesen sein. Tatsächlich war Kaiser Leopold I. (1640 – 1705) nicht nur ein an Kunst interessierter Monarch, sondern selbst auch Musiker, Tänzer und ein überdurchschnittlich begabter Komponist. Es wird wohl der Kapellmeister Antonio Bertali gewesen sein, der den Regenten – dessen Geburtstag sich in diesem Jahr zum 375. Mal jährt – in die Kunst des Tonsetzens eingewiesen hat. Die Werke des Kaisers wurden dann natürlich auch von der Hofkapelle aufgeführt. Ob in der Tanzmusik, Liedern zum Fasching oder auch sakralen Werken: Ihro Majestät waren in allen Genres zu Hause. Wenn in der Fastenzeit die Bretter, die die Welt bedeuten, unbenutzt blieben und sich das Opernpersonal bereits auf die nächste Saison vorbereitete, lud der Kaiser zur Andacht in die stille Hofburgkapelle.
"Sepolcri" - eine Wiener Art des Oratoriums - wurden halbszenisch vor dem Heiligen Grab gegeben. Grundaussage war dabei stets: Mensch, bekehre dich und führ' ein tugendhaftes Leben. Der Hofstaat und das diplomatische Chor werden wie die gesamte Wiener High Society positiv überrascht gewesen sein, als anno 1668 des Kaisers Oratorium "Il lutto dell'universo" (Die Trauer des Weltalls) zum ersten Mal gegeben wurde. Dass die Aufführung ein Erfolg war, belegen nicht nur insgesamt drei weitere Produktionen des Werks zu Lebzeiten des Kaisers, sondern auch die Liste der Mitwirkenden: So ist unter den Sängern der Premiere auch Antonio Cesti, selbst ein hervorragender Komponist, zu finden. Die Hofkapellmeister Antonio Bertali und Johann Heinrich Schmelzer wiederum werden dabei wohl auch auf der Violine mitgewirkt haben.
Im Südtiroler Priesterseminar in Brixen erklingt dieses berührende Werk zum ersten Mal in unserer Zeit mit jungen Sängern aus Italien und dem Ensemble «Gambe di Legno» unter der Leitung von Francesco Baroni.
Live aus der Kirche des Priesterseminars Brixen
Kaiser Leopold I.
"Il lutto dell'universo" - "Die Trauer des Weltalls" (1668) - Oratorium
L'Elemento dell'Acqua - Alberto Allegrezza, Tenor
L'Elemento della Terra - Mauro Borgioni, Bass
L'Elemento del Foco - Emanuela Galli, Sopran
L'Elemento dell'Aria - Gabriella Martellacci, Alt
L'Humana Natura - Letizia Verzellesi, Mezzosopran
La Divina Misericordia - Anna Simboli, Sopran
La Divina Giustizia - Sonia Tedla, Sopran
La beatissima Vergine - Emanuela Galli, Sopran
San Giovanni - Gabriella Martellacci, Alt
San Pietro - Mauro Borgioni, Bass
Ensemble "gambe di legno"
Leitung und Orgel: Francesco Baroni