Bach im Graben
10.02.2015
Ganz schön umstellen muss sich ein großes Sinfonie- und Opernorchester, das sonst die opulenten Werke Richard Wagners spielen muss, wenn es unter Leitung eines Fachmanns für Alte Musik wie Ton Koopman plötzlich Musik von Johann Sebastian Bach spielen muss.
"Historisch informiert" zu spielen, das ist eine seiner Hauptforderungen. Wenn Ton Koopman mit einem traditionellen Sinfonieorchester arbeitet, gelten keine Regeln mehr, deren einzige Begründung ist "Das haben wir schon immer so gemacht!" Koopman ist einer der besten Bach-Kenner überhaupt. Der Niederländer ist Cembalist, Organist und Dirigent in einer Person, betreibt akribische musikwissenschaftliche Forschungen und entwickelt große Projekte, die er immer wieder mit Ausdauer und Perfektion umsetzt.
Über viele Jahrzehnte hat sich Ton Koopman mit dem einzigartigen Werk von Johann Sebastian Bach auseinandergesetzt, hat Bachs Musik hinterfragt und für heutige Ohren hörbar gemacht.
Die Staatskapelle Berlin, die ja bekanntlich unter ihrem Chef Daniel Barenboim und anderen Gästen oft im Graben sitzt und Verdi- und Wagner-Opern spielt, hat Koopman eingeladen, um den großen Johann Sebastian mit einem ausladenden Orchesterwerk, einem Duokonzert – die Solisten kommen aus den Reihen der Staatskapelle! – und einer Solokantate zu würdigen. Ergänzt und abgeschlossen wird der Abend durch eine wirkungsvolle Sinfonia aus der Feder des zweitjüngsten Sohnes Johann Christoph Friedrich – des sogenannten Bückeburger Bach. Der Abend sorgt für spannende Begegnungen zwischen historisch verbürgter Kunst und zeitgenössischer Praxis.
Konzerthaus Berlin
Aufzeichnung vom 29. Januar 2015
Johann Sebastian Bach
Orchestersuite Nr. 1 C-Dur BWV 1066
Kantate "Weichet nur, betrübte Schatten" BWV 202
Konzert für Violine, Oboe, Streicher und Basso continuo c-Moll BWV 1060
Johann Christoph Friedrich Bach
Sinfonia Nr. 20 B-Dur
Anna Prohaska, Sopran
Lothar Strauß, Violine
Gregor Witt, Oboe
Staatskapelle Berlin
Leitung: Ton Koopman