"Alt Right"-Bewegung

    Trump-Unterstützer mit Hitlergruß

    Richard Spencer bei seinem Auftritt vor Anhängern der "Alt Right"-Bewegung in Washington D.C.
    Richard Spencer bei seinem Auftritt vor Anhängern der "Alt Right"-Bewegung in Washington D.C. © Screenshot/The Atlantic
    Von Maurice Wojach · 23.11.2016
    Der Vordenker der "Alt Right"-Bewegung Richard Spencer hat kürzlich mit "Heil Trump"-Rufen seine rechtsextremen Zuschauer in Washington begeistert. Wir erklären, was die nationalistische Organisation erreichen will und wie sie die künftige Trump-Regierung beeinflussen könnte.
    Richard Spencer wirkt auch dann kontrolliert, wenn er verbal ausrastet. So ist es in einem Youtube-Video zu sehen, das den Vordenker der nationalistischen "Alt Right"-Bewegung bei einer Veranstaltung am vergangenen Wochenende in Washington zeigt. Spencer trägt einen grauen Anzug mit Weste und Krawatte und einen nach rechts gekämmten Seitenscheitel. Er hält sich mit einer Hand ruhig am Pult fest, trinkt einen Schluck Wasser und legt los. Er beschimpft die "Mainstream-Medien" als "Schwänze" und als "wirklich dumm" und verwendet das deutsche Wort "Lügenpresse". Dann beschwört er die eigene Herkunft und Hautfarbe:
    "Weiß zu sein bedeutet, ein Kreuzfahrer, Entdecker und Eroberer zu sein. Wir bauen, wir produzieren, wir gehen nach oben."
    Der ultrarechte Vordenker sagt "Hail Trump, Hail our people, Hail victory", er ruft zur Unterstützung für die nächste US-Regierung auf und wird dafür mit dem Applaus seiner Anhänger belohnt, von denen einige den Hitlergruß zeigen.
    Der künftige US-Präsident Donald Trump distanzierte sich inzwischen von der rechten "Alt Right"-Bewegung. "Das ist keine Gruppe, der ich Auftrieb verschaffen will", erklärte Trump in der "New York Times".
    Einige Besucher des Auftritts von Richard Spencer in Washington D.C. zeigten den Hitlergruß.
    Einige Besucher des Auftritts von Richard Spencer in Washington D.C. zeigten den Hitlergruß.© Screenshot/The Atlantic

    Starker Einfluss rechter Organisationen

    Um zu verstehen, wer sich hinter der "Alt Right"-Bewegung verbirgt, hier die wichtigsten Fakten über sie, über andere ultrarechte Strömungen in den USA und die Verbindung zum umstrittenen Chefstrategen von Donald Trump, Stephen Bannon:
    "Alt Right"-Bewegung: Dahinter verbirgt sich eine Vielzahl ultrarechter Strömungen. Die Anhänger vertreten radikale Positionen in Fragen, die auch in Donald Trumps Wahlkampf eine entscheidende Rolle gespielt haben. Sie verachten die "Mainstream-Medien", fordern einen Einwanderungsstopp und die Abschiebung von Emigranten. Trump hat im Wahlkampf viel Unterstützung von der "Alt Right"-Bewegung erfahren und sich öffentlich nicht von ihr distanziert.
    Richard Spencer: Der 38-Jährige ist der Vordenker der "Alt Right"-Bewegung. Er ist außerdem Präsident des National Policy Institute (NPI), einem ultrarechten Think Tank.
    Stephen Bannon: Der neue Chefstratege im Team des künftigen US-Präsidenten Donald Trump betrieb bis vor kurzem die rechte Internet-Plattform "Breitbart News". Von der dort sehr aktiven "Alt Right"-Bewegung hat er sich mittlerweile aber zum Teil distanziert.
    Rechte Organisationen in den USA: Der Einfluss rechtspopulistischer und ultrarechter Organisationen in den USA ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Besonders bekannt ist die konservative Tea-Party-Bewegung, deren Anhänger Mike Pompeo von Donald Trump zum künftigen CIA-Direktor ernannt wurde. Auch rechtsextreme Strömungen werden in den USA immer stärker sichtbar. Das Southern Poverty Law Center registriert seit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten eine wachsende Zahl rechtsradikal motivierter Zwischenfälle und Straftaten.

    Tipp zum Nachhören: Über die erstarkte ultrarechte Bewegung haben wir auch mit Josef Braml gesprochen. Er ist beunruhigt und kritisiert auch den designierten US-Präsidenten: "Trump ist für mich ein Demagoge." Hören Sie hier das ganze Gespräch:
    Audio Player

    Wieviel Einfluss hat die "Alt Right"-Bewegung?

    Sie sehen Donald Trump auf einer Bühne, er klatscht in die Hände.
    Der designierte US-Präsident Donald Trump hatte im Wahlkampf einige rechte und zumTeil rechtsextreme Unterstützer.© imago stock&people, 73468783
    Der Politikwissenschaftler Boris Vormann ist Gastprofessor am John-F.-Kennedy-Institut für Nordamerikastudien der FU Berlin. Wir haben ihn gefragt, wie er die "Alt Right"-Bewegung und ihren Einfluss auf die Arbeit der künftigen Trump-Administration einschätzt.
    Deutschlandradio Kultur: Wer ist die "Alt Right"-Bewegung und was will sie?
    Boris Vormann: Die Anhänger vertreten einen ethnischen Nationalismus, der von manchen als "White Supremacy" bezeichnet wird. Das sind Rechtsextreme, teilweise verwischen die Grenzen zu den bürgerlichen Unterstützern.
    Deutschlandradio Kultur: Welche Ideologie liegt der Bewegung zu Grunde?
    Boris Vormann: Ihre Ideologie geht davon aus, dass die weiße Rasse überlegen ist gegenüber anderen Ethnien und einen Führungsanspruch innerhalb der Gesellschaft hat. Auch der Ku-Klux-Klan hat Einfluss auf die Bewegung. Im US-Wahlkampf hat die "Alt Right"-Bewegung Donald Trump unterstützt und selbst viel Auftrieb erfahren.
    Deutschlandradio Kultur: Wie hat Trump darauf reagiert?
    Boris Vormann: Er hat die Unterstützung aus der rechten Ecke sehenden Auges akzeptiert.
    Deutschlandradio Kultur: Das ist ist gerade aus deutscher Sicht schwer nachzuvollziehen. In dem neuen Video von Richard Spencers Rede sieht man seine Anhänger mit Hitlergruß. Trotzdem sagt Spencer, er habe mit dem Nationalsozialismus nichts zu tun.
    Boris Vormann: Nach außen wollen sich Spencer und die anderen als ordentliche und bürgerliche Vereinigung präsentieren. Beim Treffen am Wochenende hat man Journalisten eingeladen und sich im Gespräch sehr gemäßigt gegeben. Später wurden dann ultrarechte Parolen skandiert.
    Deutschlandradio Kultur: Wie nah steht die "Alt Right"-Bewegung der künftigen US-Regierung, insbesondere dem Chefstrategen Stephen Bannon?
    Boris Vormann: Sehr nah. Bannon ist der ehemalige Leiter von "Breitbart News", einem Medium, das die "Alt Right"-Bewegung als ihre eigene Stimme genutzt hat.
    Steve Bannon, hier 2010 als Redner bei einer Veranstaltung der Tea-Party-Bewegung
    Steve Bannon, hier 2010 als Redner bei einer Veranstaltung der Tea-Party-Bewegung, ist der Chefstratege im Team von Donald Trump.© Imago / Zuma Press
    Deutschlandradio Kultur:Wie schätzen Sie den künftigen Einfluss ultrarechter Gruppen auf die Politik der US-Regierung ein?
    Boris Vormann: Die Reste des Wohlfahrt-Staats werden weiter unterminiert. Das kennen wir von Ronald Reagan aus den 80er-Jahren. Er versuchte, die Sozialpolitik zu dämmen und sie über den Markt zu regeln. Die Regierung wird Ressentiments bedienen - zum Beispiel in der Sicherheitspolitik. Trump hat zum Beispiel versprochen, das "Stop-and-frisk"-Programm auf nationaler Ebene umzusetzen.
    Deutschlandradio Kultur: Was bedeutet das?
    Boris Vormann: Solche Verfahren sehen vor, dass Menschen, die zu bestimmten Minderheiten gehören, nach Methoden der Rasterfahdung ganz einfach festgehalten werden können.
    Deutschlandradio Kultur: Fassen wir nochmal zusammen - Sie glauben, ultrarechte Bewegungen, wie "Alt Right", werden auf die Politik der Trump-Regierung Einfluss haben?
    Boris Vormann: Absolut, ja. Er wird den Ultrarechten ein Gehör leihen und liefern müssen. Trump selbst ist natürlich kein Nazi, seine Ideologie kreist nur um sich selbst. Er ist ein Narzisst und ein Egozentriker.
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