"Als Komponist habe ich deutlich Adieu gesagt"

Von Nina Josefowicz · 06.03.2012
Als die Klarinetten-Sonaten entstanden, war Brahms auf dem Höhepunkt seines Ruhms als angesehener Komponist und gefragte öffentliche Person angekommen. Schon seit Beginn der 1890er-Jahre sah Brahms sein Ende in unmittelbare Nähe rücken und begann, seine persönlichen Angelegenheiten zu ordnen und die noch angefangenen Kompositionen abzuschließen.
Im Jahr 1891 jedoch begegnete er dem Ersten Klarinettisten der Meininger Hofkapelle. Seine Begeisterung für den Instrumentalisten brachte Brahms in einem Brief an die Freundin Clara Schumann zum Ausdruck: "Man kann nicht schöner Klarinette blasen, als es der hiesige Mühlfeld tut." Daraufhin komponierte er im Jahr 1891 ein Klarinetten-Trio sowie ein Klarinetten-Quintett, im Sommer 1894 folgten die beiden Klarinetten-Sonaten op. 120.

Am 17. September des Jahres kündigte Brahms seinem Verleger Fritz Simrock, die neuen Sonaten an und wies auf seine Entscheidung hin, die kompositorische Arbeit ruhen zu lassen: "Ist Ihnen übrigens aufgefallen, dass ich als Komponist deutlich Adieu gesagt habe? Das letzte der Volkslieder und dasselbe in meinem op. 1 stellen die Schlange vor, die sich in den Schwanz beißt, sagen also hübsch symbolisch – dass die Geschichte aus ist."

Am 10. November 1894 fand eine Aufführung der Klarinetten-Sonaten mit Brahms am Klavier in Clara Schumanns Haus statt. Danach hat Brahms lediglich Abschiedsmusiken komponiert: die Vier ernsten Gesänge op. 121, die als Requiem für die im Mai 1896 verstorbene Clara Schumann interpretiert worden sind und die Elf Choralvorspiele für Orgel op. 122. Am 3. April 1897 verstarb Johannes Brahms in Wien.