Alles neu macht der August

19.08.2012
Einen guten Griff haben die Verantwortlichen des Berliner Konzerthausorchesters getan - als neuen Chefdirigenten und Nachfolger von Lothar Zagrosek konnten sie den Ungarn Iván Fischer gewinnen. Am vergangenen Freitag trat er offiziell seine Funktion an und stellte sich mit einem für ihn typischen Programm vor.
Das große Repertoire der Romantik und Klassik stellt er in den Mittelpunkt. Statt oberflächlicher Programm-Gags setzt er lieber auf solide Arbeit und Innovationen im Bereich des Hörbaren. Zum Beispiel hat er die Aufstellung der Orchesterinstrumente neu geregelt - die Kontrabässe sitzen jetzt mittig vor den Bläsern. Die eher in Osteuropa übliche Sitzordnung soll auch bei westeuropäischer Musik im Konzerthaus für transparenten Klang sorgen.

Iván Fischer ist der Gründer und Musikdirektor eines der erfolgreichsten Privatorchester Europas, des Budapest Festival Orchestra. Zusammen mit Zoltán Kocsis hat es Fischer vor fast dreißig Jahren ins Leben gerufen. Inzwischen bekommt das Orchester zwar öffentliche Subventionen, hat aber so gut wie nichts vom Charme eines "Initiativ-Klangkörpers" verloren. Diesem Orchester bleibt Iván Fischer verbunden, auch wenn er jetzt in Berlin nicht nur das Amt des Chefdirigenten, sondern auch das des Musikdirektors am Konzerthaus Berlin antritt.

Für den ersten Abend am Gendarmenmarkt haben Orchester und Chefdirigent ein Werk in Auftrag gegeben, und zwar bei einem der erfolgreichsten Gegenwartskomponisten unseres Landes, beim in Berlin lebenden Detlev Glanert. Dass es eine Nocturne für Orchester geworden ist, spricht für romantische Anwandlungen des nicht unbedingt avantgardistischen Komponisten Glanert, der gerade mit der Premiere seiner neuen Oper "Solaris" in Bregenz für Aufsehen und Aufhorchen gesorgt hat. Außerdem spielen zwei immer noch junge, doch sehr erfolgreiche Solisten zusammen mit dem Konzerthausorchester das Doppelkonzert von Brahms, die Geigerin Julia Fischer und der Cellist Daniel Müller-Schott. Die zweite Konzerthälfte ist voll und ganz Dvořák gewidmet. Nach einer seiner kleinen Orchester-Legenden gibt es die siebente Sinfonie, die unscheinbare, doch nicht weniger schöne Schwester in der Reihe der drei letzten großen Sinfonien des böhmischen Meisters.


Konzerthaus Berlin
Aufzeichnung vom 17.8.12

Detlev Glanert
Nocturne für Orchester

Johannes Brahms
Konzert für Violine, Violoncello und Orchester a-Moll op. 102

ca. 20:50 Uhr Konzertpause mit Nachrichten

Antonín Dvořák
Legende b-Moll op. 59/10
Sinfonie Nr. 7 d-Moll op. 70


Julia Fischer, Violine
Daniel Müller-Schott, Violoncello
Konzerthausorchester Berlin
Leitung: Iván Fischer