Alice Schwarzer über Benoîte Groult

"Freie Denkerin und konsequente Feministin"

Die Feministinnen Alice Schwarzer (r.) und Benoîte Groult
Alice Schwarzer (r.) und die verstorbene Schriftstellerin Benoîte Groult © picture alliance / dpa / Kombo: Deutschlandradio Kultur
Moderation: Nicole Dittmer und Julius Stucke · 21.06.2016
Die Schriftstellerin Benoîte Groult sei eine der zentralen Intellektuellen in Paris gewesen, sagt Alice Schwarzer − aber auch "lebens- und liebeslustig". Ihr Roman "Salz auf unserer Haut" sei nicht zuletzt wegen der erotischen Freiheiten der Protagonistin so erfolgreich gewesen.
Die Journalistinnen Alice Schwarzer und Benoîte Groult lernten sich in den 1970er-Jahren kennen. Die französische Kollegin besuchte die "Emma"-Herausgeberin in Köln, um mehr über die feministische Zeitschrift zu erfahren. Schon damals sei sie durch das Buch "Ainsi soit elle" ("So soll sie sein!") in Frankreich sehr bekannt gewesen. Das Werk enthielt auch ein Kapitel über das damals noch stark tabuisierte Thema Genitalverstümmelung. Größere Popularität erhielt Groult in Deutschland erst durch den Roman "Salz auf unserer Haut".
Im Deutschlandradio Kultur beschreibt Schwarzer die verstorbene Schriftstellerin als lebens- und liebeslustig. Die beiden hätten sich bis zuletzt häufig getroffen und "gut gegessen und viel gelacht". Sie verbinde eine Freundschaft auf den ersten Blick. Die beiden Frauen seien "in quasi allen politischen und feministischen Punkten einig" gewesen.

Die offene Ehe

Schwarzer beschreibt Groult als "eine der zentralen Intellektuellen in Paris" und "klarsichtige, mutige Person". Besonders erwähnenswert sei das "F Magazin", eine feministische Zeitschrift, die von der Französin mitgegründet wurde.
Auch in der Literatur habe die Schriftstellerin ihre feministischen Ansichten umgesetzt. Ihr autobiografischer Roman "Salz auf unserer Haut" sei so erfolgreich gewesen, "weil sich eine Frau so gelassen erotische Freiheiten nimmt". Groult sei "eine freie Denkerin und konsequente Feministin" gewesen, sagt Schwarzer und verrät, dass die Autorin den im Roman beschriebenen Geliebten in der Realität noch noch lange Zeit einmal im Jahr getroffen und eine offene Ehe geführt habe.
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