Album der "Grenzgänger"

Lieder der Gefangenen

"Die Grenzgänger"
Die Bremer Band "Die Grenzgänger" © picture alliance / dpa / Foto: Die Grenzgänger/Melinda Helena Clabes
Michael Zachcial im Gespräch mit Axel Rahmlow · 08.05.2015
Die deutsche Geschichte ist eins der Themen der Bremer Band "Die Grenzgänger". So erscheint heute, 70 Jahre nach Kriegsende, ihr neues Album "Und weil der Mensch ein Mensch ist". Dafür haben sie Lieder von KZ-Häftlingen wiederentdeckt, die von Leid und Qualen erzählen.
Nicht zufällig veröffentlichen die "Grenzgänge" am heutigen 70. Jahrestag des Kriegsendes ihr neues Studioalbum. "Und weil der Mensch ein Mensch ist" soll als klingender Rückblick an die Gräuel und das Ende der NS-Gewaltherrschaft erinnern.

Seit ihrer Gründung 1989 hat sich die Bremer Gruppe um Sänger, Gitarrist und Songschreiber Michael Zachcial mit (Volks-)Liedern beschäftigt, deren Themen und Herkunft in der deutschen Geschichte verankert sind. Dabei begibt sich die Folkband immer wieder auf die Suche nach vergessenen und verschollenen Liedern und interpretiert sie, rein akustisch, in der Tradition des deutschen Folkrevivals.

So hatten die "Grenzgänge" auf ihrer letzten, vielgelobten CD "Maikäfer flieg!" (2014) bekannte und weniger bekannte Lieder aus der Zeit des Ersten Weltkrieges zusammengetragen. Ausgegraben von "Freiwilligen", die in die Archive abgetaucht waren und teils Erstaunliches zu Tage förderten.

Michael Zachcial, Sänger, Gitarrist und Songschreiber der Gruppe Grenzgänger
Michael Zachcial, Sänger, Gitarrist und Songschreiber der Gruppe Grenzgänger© Deutschlandradiokultur / Manfred Hilling
Auch die meisten Lieder der neuen CD wurden von der Band wiederentdeckt. Sie haben ihren Ursprung in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern und Gefängnissen und erzählen von dem unermesslichen Leid der Inhaftierten. Von ihren Ängsten, ihren Qualen und ihren Hoffnungen. Von ihren Versuchen, solidarisch zu sein, Widerstand zu leisten.

In dem 40-seitigen Booklet wird jedes Lied dokumentiert. Mit zeitgenössischen Fotos, seiner Geschichte, den historischen Hintergründen und den Biographien seiner Autoren, wenn deren Namen überhaupt überliefert sind. Und eines dieser Lieder heißt "Schweigen" – und tatsächlich hört man 45 Sekunden lang: nichts.