Alben der Woche

Neil Young singt für die Rechte von Minderheiten

Neil Young bei einem Auftritt im September 2014.
Neil Young bei einem Auftritt im September 2014. © dpa / picture alliance / epa / Steve Pope
Von Uwe Wohlmacher · 09.12.2016
Neil Youngs neues Album "Peace Trail" ist einmal mehr ein Plädoyer gegen gesellschaftliche Ungerechtigkeiten - die Musik wirkt da eher beiläufig. Folk-Rockmusikerin Maria Taylor beeindruckt dagegen mit ihrem vielleicht besten Album.

Neil Young: "Peace Trail"

"Da tobt eine Schlacht auf heiligem Land", lautet die erste Zeile des Liedes "Indian Givers" aus "Peace Trail", dem neuen Album von Neil Young. Darin setzt sich die Folk-Rock-Legende für die Rechte der Sioux-Indianer im Kampf gegen eine Ölpipeline ein, die in einem Indianer-Reservat an einem Wasserlauf entlang gebaut werden soll. Das wurde mittlerweile gestoppt, doch Neil Youngs Song für die Rechte von Minderheiten ist darüber hinaus auch eine Art Kompass durch sein neues Album.
Mit Songs wie "Indian Givers", "Terrorists Suicide Hang Gliders", dem Titelsong "Peace Trail" oder "John Oaks" über den Obstbauern, der den Nachbarn das Wasser abgräbt, setzt sich Young einmal mehr gegen gesellschaftliche und politische Ungerechtigkeiten ein.
Auf diesem Album, das in kürzester Zeit entstand, wird er nur von dem Schlagzeuger Jim Keltner und Bassist Paul Bushnell begleitet. Zehn schnell hingeworfene Songs, die eher fragmentarischen Skizzen ähneln, als einem sorgsam arrangierten Werk. Neil Young geht es augenscheinlich mehr um die Botschaft, als um kunstvoll arrangierte Musik und beweist, wie aktuell Rockmusik sein kann und manchmal auch sein sollte.

Maria Taylor: "In The Next Life"

"In The Next Life" heißt das neue Album der US-amerikanischen Folk-Rockmusikerin Maria Taylor, auf dem das ehemalige Mitglied des Duos Azure Ray, nach drei Jahren Pause die Erfahrungen einer noch jungen Ehe und die Geburt von zwei Kindern verarbeitet. Zehn bittersüße Songs über die Freuden einer Familie, eine Erbschaft und die Angst alles wieder zu verlieren. Lieder mit Licht und Schatten, die musikalisch zwischen melancholischem Pop, knackigem Americana, leisem Gitarren-Folk und nachdenklichen Piano-Balladen angesiedelt sind.
Wie üblich hat Maria Taylor ihre Musik mit alten Freunden und Geschwistern eingespielt, wobei sie für Bass, Gitarre, Schlagzeug und Klavier meist selbst verantwortlich war. Ein überzeugendes Album, vielleicht bislang das beste von Maria Taylor, zumindest mit einigen ihrer schönsten Lieder.

The Colorist & Emiliana Torrini: "When We Dance"

The Colorist Orchestra ist ein loses Ensemble, das von den belgischen Musikern Aarich Jespers und Kobe Proesmans gegründet wurde. Die Idee ist dabei, Singer-Songwriter einzuladen und deren Repertoire auf neue Art zu interpretieren. Eine eher unorthodoxe Nutzung von klassischen Instrumenten, in Verbindung mit einer großen Variation von selbst gebauten Musikinstrumenten, führt dabei zu innovativen Sounds und Grooves. Erster Gast des Projektes ist die isländische Sängerin Emiliana Torrini, mit der eigens dafür ein 8-köpfiges Orchester gegründet wurde.
Die meisten der bearbeiteten Songs, die nun auf dem Live-Album "When We Dance" präsentiert werden, sind in ihren Originalversionen von Torrinis bisherigen Alben bekannt. Klingen die da in den Arrangements und der Instrumentierung noch verhältnismäßig konventionell, reflektieren die neuen Einspielungen auf schönste Weise die Chemie zwischen den eigensinnigen belgischen Musikern aus Antwerpen und der talentierten Sängerin aus Reykjavík.
Elektronische Musik trifft auf Singer/Songwriter-Folk und Klangkunst auf Indie-Rock. Ein spannendes Album einer Gruppierung, die leider nur als einmaliges Kurzzeit-Projekt existiert.
Mehr zum Thema