Alarmist oder Weltretter? - Der Polarforscher Arved Fuchs

Moderation: Stephan Karkowsky · 30.06.2012
Er ist der erste Mensch, der sowohl den Nordpol als auch den Südpol innerhalb eines Jahres zu Fuß erreicht hat, er paddelte ums winterliche Kap Hoorn, überquerte das grönländische Packeis mit einem Hundeschlitten und umfuhr Nord und Südamerika ohne Hilfe von Eisbrechern: Der Polarforscher Arved Fuchs.
Seit über 30 Jahren treibt es den gelernten Seemann immer wieder mit seinem legendären Hai-Kutter "Dagmar Aaen" in die extremen arktischen Zonen – und längst ist aus dem Abenteurer ein Mahner und Chronist des Klimawandels geworden.

"Der Klimawandel hat ein sehr konkretes Gesicht", sagt der Autor, der seine Erlebnisse in packenden Büchern und Vorträgen vermittelt.

"Die Arktis erwärmt sich doppelt so schnell wie der Rest der Welt. Das ist so wie eine Art Frühwarnsystem der Natur. Und wir täten gut daran, diese Warnsignale ernst zu nehmen."

Dies musste er einmal mehr bei seiner jüngsten Grönlandexpedition feststellen:

"Die Menschen, die dort leben, sind mit diesen Auswirkungen ganz unmittelbar konfrontiert. Das heißt, das Meer-Eis erreicht nicht mehr die Stärke, die Dicke, die es früher gehabt hat, das Meer friert später, es bricht früher auf, das Eis, Gletscher verändern sich, es sind ganz viele Veränderungen offenkundig. Bloß die Entscheidungsträger derjenigen Länder, die das letztendlich mit verursacht haben, die ziehen sich letztendlich auf andere tagespolitische Ereignisse zurück, anstatt wirklich langfristig jetzt hier Weichenstellungen zu treffen."

Dies habe auch der letztlich enttäuschende Erdgipfel Rio+20 gezeigt:

"Wir kennen die Klimakonferenzen der letzten Jahre, wo das Problem des Klimawandels verwaltet wird, wo keine wirklichen neuen Wege und Lösungen eingeschlagen werden, und das gleiche beobachten wir jetzt bei der Konferenz in Rio."

Während die Industriestaaten und Verursacher des Klimawandels über die Wirtschafts- und Eurokrise debattierten, gehe das stille Artensterben weiter, mahnt der "Botschafter der UN-Dekade Biologische Vielfalt":

"Mit jedem Grad Erderwärmung sterben circa zehn Prozent aller Landtierarten aus. Die Ozeane binden das CO2 in der Atmosphäre und werden sauer – mit verheerenden Folgen für die Meeresflora und Fauna. Zudem werden sie gnadenlos überfischt. Niemals zuvor haben so viele Menschen die Erde bevölkert. Und die Zahl wächst dramatisch. Sie alle haben ein Recht auf Ernährung und auf ein menschenwürdiges Dasein."

Seine Mahnung:

"Die Zerstörung der Umwelt, die Veränderung des Klimas wird – davon bin ich überzeugt – noch ganz andere finanzielle Dimensionen erreichen als die Wirtschaftskrise."

Arved Fuchs ist heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr zu Gast bei Stephan Karkowsky. Hörerinnen und Hörer können sich an der Diskussion beteiligen unter der Telefonnummer 00800 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.
.
Mehr zum Thema