Akzeptanz von Homo-Ehen

"Da hat sich eine Menge bewegt"

Ein lesbisches Brautpaar.
Ein lesbisches Brautpaar - die Mehrheit der deutschen Gesellschaft hätte mit der Homo-Ehe wohl kein Problem. © picture alliance /Chinafotopress/ MAXPPP / Yuan Liyang
Detlef Sack im Gespräch mit Nicole Dittmer · 26.05.2015
Im katholisch geprägten Irland stimmten die meisten Menschen für die gesetzliche Gleichstellung der Homo-Ehe. Ist Deutschland wehrt sich die CDU gegen einen ähnlichen Schritt. Die Akzeptanz in der Gesellschaft habe sich dagegen deutlich erhöht, sagt der Politikwissenschaftler Detlef Sack.
Ein gesellschaftlicher Konsens vollziehe sich, wenn die Bevölkerung sich über Milieugrenzen hinaus auf einen Standpunkt einige. Diese Ansicht vertritt der Politologe Detlef Sack.
Er unterscheide in Deutschland neun Milieus, so Sack im Interview mit Deutschlandradio Kultur. Als Beispiele nannte er ein prekäres Milieu, dessen Mitglieder überwiegend wenig Geld verdienen, sich aber an bürgerlichen Standards orientieren und ein sozio-ökologisches Milieu, das aus gut verdienenden, aber konsumkritischen Bürgern bestehe, die sich durch eine hohe Sensibilität für das Thema Homo-Ehe auszeichneten.
"Positive Geschichten" über homosexuelle Lebensgemeinschaften
Die gesellschaftliche Akzeptanz für gleichgeschlechtliche Beziehungen und die Homo-Ehe habe sich Schritt für Schritt etabliert. Zuerst sei das eigentliche gesellschaftliche Problem, unter anderem durch Medienberichte, sichtbar geworden. In allen Medien seien "positive Geschichten", die sich mit dem homosexuellen Lebensentwurf verbinden, erzählt worden.
Wichtig seien auch kulturelle Ereignisse, beispielsweise der Kinofilm "Philadelphia" mit Tom Hanks als schwulem Anwalt, der wegen seiner HIV-Infektion diskriminiert wird. "Das war ein erster Ankerpunkt", sagte Detlef Sack, zumal das Thema der gleichgeschlechtlichen Ehe einen gemeinsamen Wert verschiedener Milieus angesprochen habe: die Gerechtigkeit.
"Da hat sich eine Menge bewegt", betonte der Politologe mit Blick auf die breite Akzeptanz für die Homo-Ehe in der deutschen Gesellschaft, die im Kontrast zu den "Beharrungskräften" in der CDU stehe.
Konsens "nicht dauerhaft stabil"
Detlef Sack meinte aber auch, "dass gesellschaftlicher Konsens nicht dauerhaft stabil ist". Das habe man beim Umgang mit der Rente gesehen. Schließlich sei es Konsens gewesen, dass die jahrzehntelange Arbeit das Leben im Alter sichern solle. Auch das Rauchen in öffentlichen Räumen sei vor wenigen Jahren noch in der Gesellschaft auf eine breite Akzeptanz gestoßen - heute nicht mehr.
Mehr zum Thema