Akrobatik und Yoga

Wie sinnvoll ist Akroyoga?

Wie viel "Om" braucht Yoga? Yogafestival Nachspiel 8.12.2013
Yogafestival - hier wird das klassische Yoga praktiziert. © Marianne Allweiss
Von Anita Horn · 13.09.2015
Sonnengruß, Mondsichel oder Heuschrecke heißen die Figuren aus dem Yoga, die Übungen macht jeder für sich. Doch jetzt kommt Akroyoga, eine Kombination zwischen Akrobatik und Yoga – und das funktioniert nur im Team.
Berührungsängste sollte man nicht haben, beim Akroyoga. Hände und Füße sind ständig in Kontakt. Zudem ist Schwindelfreiheit von großem Vorteil.
Benjamin Deiß: "Das ganze Blut schießt in den Kopf."
Maria Belonshka: "Ah, das ist rutschig..."
Jana Wriedt: "Maria muss sich jetzt ganz ausstrecken und fast ins Hohlkreuz gehen und Bens Füße müssen unter ihre Schulterblätter greifen."
Benjamin Deiß, Maria Belonshka und Jana Wriedt trainieren zusammen in Köln. Jana liebt die Intensität des Trainings für Kopf und Körper:
Jana Wriedt: "Akroyoga ist für mich die perfekte Kombination aus Teamsport, Akrobatik, turnerischen Elementen, Wellness und Ruhe, was man vom Yoga kennt."
Hier wird hart trainiert
Räucherstäbchen und Sitzkreise, wie sie oft beim Yoga vermutet werden, gibt es nicht. Hier wird hart trainiert. Benjamin Deiß arbeitet zweimal pro Woche an seiner Beweglichkeit:
Benjamin Deiß: "Für mich bedeutet es wieder Dehnung und Spannung in den Körper zu bekommen und dass der Körper wieder flexibler wird."
Wer ungelenkig ist, wird durch Akroyoga gelenkiger. Wer nicht so stark ist, wird kräftiger – und das ohne teures Material. Alles, was man braucht, sind eine weiche Matte oder ein Stück Wiese und mindestens zwei Leute, erklärt Jana Wriedt:
Jana Wriedt: "Die untere Person ist die Basis, die Base also, dann der Flieger, wie gerade Maria, und damit das alles glimpflich abgeht steht als dritte Person der Spotter daneben, der auffängt, wenn mal jemand ungewollt fliegt – nach unten."
2003 entwickelte der amerikanische Akrobat Jason Nemer mit einer Yoga-Freundin erste Flugfiguren. Mittlerweile gibt es weltweit rund 600 lizensierte Lehrer. Viele Gruppen verabreden sich jedoch in Eigenregie – ohne Lehrer – und trainieren sich wie die drei Kölner gegenseitig. Natürlich nach einem ausgiebigen Warmmachen:
Maria Beloshka: "Langsam langsam! Halt mich fest! Ahhh!"
Benjamin Deiß: "Wir versuchen jetzt gerade in den Thron zu kommen."
Jana Wriedt: "Versuch mal umzusteigen, erst den Fuß rumklemmen, jetzt das andere Bein, und langsam aufrichten, langsam loslassen, machst du gut. Sehr gut."
Ihre Ideen haben Benjamin Deiß und Jana Wriedt oft aus dem Internet:
Benjamin Deiß: "Wir schauen ab und zu auf Youtube Videos und holen uns Inspiration, aber sonst ist es viel Ausprobieren."
Jana Wriedt: "Ich habe auf Instagram ein paar Sachen abonniert, da gibt es gute Tricks und Tipps aus der ganzen Welt."
Ohne Esoterik, aber mit Akrobatik
Ob in Köln, Berlin, Paris oder New York – es gibt viele, teils kostenlose Gruppen. Im Winter trifft man sich in Turnhallen, im Sommer gerne draußen im Park. Zurzeit kann das Wetter auch mal umschlagen. Plötzlich weht ein kalter Wind am Rheinufer, aber das stört Jana Wriedt nicht:
Jana Wriedt: "Wir haben uns hinter den Büschen versteckt, die grauen Wolken ziehen auf und es regnet wahrscheinlich gleich, aber wir trotzen den Kräften der Natur."
Obwohl sie barfuß trainieren, frieren die drei Kölner nicht. Benjamin ist mittlerweile sogar richtig warm – dank Marias Flugkünsten.
Benjamin Deiß: "Sie hängt gerade auf meinen Füßen und fliegt in der Luft, während ich ihre Ellbogen hochhalte."
Aus dieser Position kann Benjamin seine Freundin Stück für Stück in den Handstand bringen – ein Kraftakt. Ohne Esoterik. Nur mit gekonnter Akrobatik.
Jana Wriedt: "Gut, langsam loslassen. Das ist nicht so einfach, aber das machst du gut."
Solche Tricks sind natürlich für Fortgeschrittene. Aber Jana ist es wichtig, dass sich niemand scheuen muss:
Jana Wriedt: "Wer es ausprobieren will, kann mitmachen - da sind wir immer offen."
Und so steigen die Teilnehmerzahlen stetig. In der Kölner Gruppe treffen sich mehr und mehr Lehrer, Ärzte, Studenten, Hausfrauen und Journalisten – groß, klein, sportlich, gemütlich, dick, dünn – mittlerweile alle fast schwindelfrei, zunehmend gelenkig und sehr glücklich über eine mal wieder neue Sportart.
Jana Wriedt: "Das kann wirklich jeder machen, es gibt Übungen für alle und es steht ja der Spaß im Vordergrund."
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