Afrikaforscher Gerhard Rohlfs

Fremdenlegionär, Schriftsteller und Entdecker

Von Mathias Schulenburg · 02.06.2016
1873 zog der deutsche Afrikaforscher Gerhard Rohlfs im Auftrag des ägyptischen Vizekönigs durch die Libysche Wüste. Nach seinem Dienst bei Militär und Fremdenlegion wurde er zu einem gern gelesenen Erkunder Nordafrikas, der half, das Interesse für die in großen Teilen immer noch unerforschte Sahara zu wecken. Vor 120 Jahren starb der Entdecker nahe Bonn.
"Früh am Morgen weckte uns das klägliche Gebrüll der Kamele, welche man mit angehender Morgenröthe zu beladen angefangen hatte. Wer diese unnachahmlichen Jammertöne, die manchmal wutkrächzend sich heraufschrauben, zum ersten Mal hört, sollte glauben, es handele sich um den Tod der Thiere."
Es war ja auch oft Gefahr im Verzuge, wenn Gerhard Rohlfs, Jahrgang 1831, geboren in Vegesack nahe Bremen, in Nordafrika auf Forschungsreisen ging. Im Auftrag des ägyptischen Vizekönigs zog er um die Jahreswende 1873/74 durch die Libysche Wüste, erzählt Rudolph Kuper, Direktor des Heinrich Barth-Instituts für Archäologie und Geschichte Afrikas an der Universität zu Köln:
"1873 sollte Gerhard Rohlfs damals Ausschau halten, wo es und ob es Siedlungsmöglichkeiten dort gäbe. Und als Anzeichen dafür sollte er auf prähistorische Hinterlassenschaften, speziell auf Steinartefakte achten, denn dort, wo man so etwas fände, da hätten ja schon mal Menschen gesiedelt und da könnten vielleicht auch wieder Menschen siedeln."

Luxuriöse Expedition mit Wein und Champagner

Rohlfs damalige Expedition war keineswegs von der Kargheit gezeichnet, die man mit Wüstenunternehmungen gemeinhin verbindet:
"Diese Expedition wurde also vom ägyptischen Vizekönig recht luxuriös ausgestattet. Er hat ihm seine persönliche Reiseküche mit Kristallgläsern drin und so weiter zur Verfügung gestellt, er hat auch nicht gespart, seinen deutschen Gästen Wein und Champagner zur Verfügung zu stellen. Wir haben später an einem Lagerplatz von Rohlfs Weinflaschen, da drüben stehen sie, die sie dort in der Wüste geleert haben, gefunden."
Dass er einmal unter dem sagenhaften Sternenhimmel der Sahara Rheinwein aus der Reiseküche des Vizekönigs von Ägypten trinken würde, konnte Gerhard Rohlfs nicht geahnt haben. Als Junge hatte er eine ausgesprochen schwache Gesundheit, und die Wahl eines geeigneten Berufes gestaltete sich schwierig. Seinem Osnabrücker Gymnasium entfloh er, um im Amsterdamer Hafen als Decksjunge anzuheuern – die Mutter schritt ein.
Das Militär schien den Wankelmütigen zu stabilisieren. Er diente, den politischen Wechseln folgend, in verschiedenen Einheiten und erhielt Auszeichnungen für Tapferkeit und Beförderungen. Am Ende stand die Fremdenlegion, über die er nach seinem Abschied kein Wort mehr verlor. Aber er hatte Arabisch gelernt und bereiste, als Araber verkleidet, 1862 Marokko bis zum Atlasgebirge. Berichte über diese und die folgenden großen Reisen machten ihn zum gern gelesenen Schriftsteller.

Eine Tropfsteinhöhle in der trockensten Wüste der Erde

Auf der Expedition von 1873 hatte Rohlfs ein ganz besonderes Erlebnis; sein kundiger Führer zeigte ihm den Eingang zu – einer Tropfsteinhöhle:
"Das hat natürlich kein Mensch richtig geglaubt – eine Tropfsteinhöhle in der trockensten Wüste der Erde! – aber dann hat sich eines Tages doch der Kölner Kamelnomade Carlo Bergmann, ein begeisterter Wüstenreisender, der mit Kamelen durch die Wüste zieht, auf den Weg gemacht und hat diese Tropfsteinhöhle tatsächlich entdeckt und hat auch uns dorthin geführt. Und rings um die Tropfsteinhöhle tausende von Steinartefakten, dieser Platz war zum Glück bis dahin eben vom Wüstentourismus noch nicht erreicht und daher unberührt, sodass wir dort rechtzeitig mit wissenschaftlichen Untersuchungen beginnen konnten."
Mittlerweile glauben die Forscher auch, das erdgeschichtlich jüngere Klima der Sahara aufgeklärt zu haben:
"Auf dem Höhepunkt der letzten Eiszeit, das heißt so zwischen 20.000 und 10.000 vor Christus, war es da unten rappeltrocken. Und dann etwa zwischen neun- und achttausend kommen Monsunregen von Süden und verwandeln die Sahara für etwa fünftausend Jahre in eine Savanne."
Zeit genug, aus afrikanischen Wurzeln die Hochkultur Ägyptens entstehen zu lassen. Gerhard Rohlfs, der das Interesse für die in großen Teilen immer noch unerforschte Sahara wecken half, starb am 2. Juni 1896 nahe Bad Godesberg bei Bonn, nach einem abenteuerlichen Leben.
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