Afghanistan-Mission

"Eine willkürliche Entscheidung"

Bundeswehrsoldaten in Kundus
Ende eines Kampfeinsatzes: Künftig sollen 850 Soldaten bei der Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte helfen © dpa / picture-alliance / Michael Kappeler
Moderation: Nana Brink und Korbinian Frenzel · 19.11.2014
In Afghanistan soll die Bundeswehr künftig nicht mehr kämpfen, sondern nur noch ausbilden. Das wird der Sicherheitslage dort nicht gerecht, warnt der Politologe Markus Kaim. Ein solches Modell habe schon im Irak nicht funktioniert.
Ende des Jahres läuft das Mandat für den Nato-Kampfeinsatz in Afghanistan aus - und damit auch für den Kampfeinsatz der Bundeswehr. Heute hat das Bundeskabinett ein neues Mandat gebilligt: "Resolute Support". 850 Soldaten sollen afghanische Sicherheitskräfte ausbilden.
Der Politologe Markus Kaim von der Stiftung Wissenschaft und Politik hat erhebliche Zweifel, ob die Zeit schon reif ist für eine rein unterstützende Mission. Die Erfahrung aus dem Irak zeige: Die Sicherheitskräfte dort seien nicht in der Lage, der Terrormiliz Islamischer Staat Widerstand zu leisten.
Kaim: Das Beispiel Irak lässt sich auf Afghanistan übertragen
Diese Erfahrung könne man auf Afghanistan übertragen, sagt Kaim. Natürlich könne die Bundeswehr im Verbund mit anderen Nato-Staaten für Ausbildung und Ausrüstung der afghanischen Sicherheitskräfte sorgen. "Nur - wenn die politische Inklusion in Afghanistan nicht fortschreitet, wenn das politische System weiterhin von ethnischen und religiösen Spannungen charakterisiert ist, dann wird das wenig nützen", so Kaim. Allein im ersten Quartal seien 3000 bis 4000 Afghanen bei Anschlägen getötet worden - Soldaten, aber auch Zivilisten.
Die Entscheidung, sich aus Afghanistan zurückzuziehen, sei letztlich der innenpolitischen Stimmung in den ISAF-Staaten geschuldet: In den USA, aber auch in der Bundesrepublik gebe es eine große Ermüdung und Skepsis gegenüber dem Afghanistan-Einsatz. "Letztlich ist es eine willkürliche Entscheidung", ist der Politikwissenschaftler überzeugt.
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