Adventskalender - 23. Türchen

Mit Reisen und Forschen Ängste bezwingen

Naturforscher Alexander von Humboldt (l) und der Botaniker Aimé Bonpland
Vorbild für die Gesellschaft: Naturforscher Alexander von Humboldt (l) mit dem französischen Botaniker Aimé Bonpland während einer Expedition in Südamerika. © imago/United Archives
Von Ernst Rommeney · 23.12.2015
Eine Kulturgeschichte der Xenophobie – von der Antike bis zur Gegenwart - hat der Wiener Philosoph Erhard Oeser geschrieben. Darin setzt er der immer wiederkehrenden Angst vor dem Fremden den wissenschaftlichen Universalismus entgegen.
Fremdenfeindlichkeit als dunkle, als äußerst brutale Seite der Zivilisation verfolgt er über vier historische Phasen. Beim Entdecken und Kolonisieren fremder Kontinente wurden Ureinwohner ausgerottet oder zu Sklaven gemacht.

Parallel lag das christliche Abendland mit dem islamischen Morgenland in einem religiösen und militärischen Dauerkonflikt. Später entwickelte sich aus dem Nationalismus der Rassismus, vor allem Antisemitismus und Judenverfolgung. Und derzeit bringe Neorassismus alte Glaubenskämpfe zurück.
"Nation" und "Kultur" als ewiggestrige Kategorien
Das Unterscheiden der Menschen nach "Nation" und "Kultur" hält er für ewiggestrige und kontraproduktive Kategorien. Daher fordert er eine demokratische Staatenwelt, die unterschiedslos Gleichheit und Menschenrechte garantiere.
Der Wissenschaft sei solche Universalität längst gelungen, indem sie zu gemeinsamen Erkenntnissen unabhängig von nationalen, historischen, politischen, religiösen und kulturellen Einflüssen gelange.
Als Beleg gilt ihm die mediterrane Hochkultur, als griechische Philosophie und Naturwissenschaft von islamischen Gelehrten übersetzt, weiterentwickelt und den Europäern überliefert wurde. Umgekehrt wären China und Indien lange nicht wahrgenommen worden, weil asiatische Einflüsse auf arabische Wissenschaften nicht nach Europa durchgedrungen seien.

Erhard Oeser: "Die Angst vor dem Fremden. Die Wurzeln der Xenophobie"
Konrad Theiss Verlag Stuttgart, 14. August 2015
507 Seiten, 29,95 Euro

Adventskalender 2015
Redakteurinnen und Redakteure von Deutschlandradio Kultur haben auch dieses Jahr wieder einen sehr persönlichen Adventskalender gebastelt. Jeden Tag wird ein Türchen mit Buchgeschenktipps geöffnet: Klassiker und Comics, Sachbücher und Ratgeber, Kinderbücher und Kunstbände oder Hörbücher. Allen ist dabei eins gemein: Sie wurden mit Herzblut ausgesucht und sollen Lust machen aufs Lesen, aufs Hören und aufs Schenken!

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