Adolf Busch

Der geradlinige Geiger

Der Geigen-Virtuose Adolf Busch, Gründer des "Busch-Quartetts"
Der Geigen-Virtuose Adolf Busch, Gründer des "Busch-Quartetts" © dpa / picture alliance
Von Wolfgang Schreiber · 08.08.2016
Der Geiger Adolf Busch galt als integre Musikpersönlichkeit. Er emigrierte bereits vor 1933 in die Schweiz und überzeugte künstlerisch etwa durch Plattenaufnahmen des von ihm in London gegründeten Streichquartetts Busch Chamber Players. Am 8. August 1891 wurde er im westfälischen Siegen geboren.
Urwüchsig und ernst, geradlinig. So musizierte der Geiger Adolf Busch 1929 Johann Sebastian Bachs Chaconne für die Solo-Violine. Und genau so will man sich Busch als Künstlerpersönlichkeit vorstellen - als Musiker, der ganz aus seiner Kunst heraus lebte. Früh begann er, zu unterrichten. Zu seinen Schülern zählte der junge Yehudi Menuhin, der sich später lebhaft an den Lehrmeister erinnerte.
"Busch hat mir von vornherein Respekt für den Urtext gegeben, wie man Bach und Mozart in ihrer eigenen Handschrift verstehen kann – Punkte und lange Noten, man muss die Zeichen beobachten, die der Komponist uns gibt. Das hat mir Busch gegeben. Auch mit einem Enthusiasmus. Busch war romantisch-deutsch."
Das Leben des Geigers Adolf Busch, geboren am 8. August 1891 im westfälischen Siegen, gehört von Anfang an der Musik. Der Sohn eines Instrumentenbauers macht die Musikalienhandlung des Vaters zum Experimentierfeld. Gemeinsam mit seinem Bruder Fritz lernt er eine Menge Instrumente, von der Piccoloflöte bis zum Kontrabass. Und die Jungs spielen in Gasthäusern zum Tanz auf.
Ab 1902 studiert Adolf Busch an der Kölner Musikhochschule Violine, später auch Komposition. Er wird früh Konzertmeister in Wien, Professor in Berlin, triumphiert als Solist in Wien, Berlin und London.

Gezeichnet von den Katastrophen des Jahrhunderts

Bei aller Hingabe an die Musik: Buschs Leben ist gezeichnet von den Katastrophen des Jahrhunderts. Als in Deutschland die Nazis nach der Macht greifen, hat Busch den richtigen Instinkt, schon 1927 geht er in die Schweiz.
Umso fester bleiben die Bindungen zu seinen Brüdern, die sich ebenso der Musik verschrieben hatten, zu Hermann, dem Cellisten, und zu Fritz Busch, dem großen Dirigenten. Die frühe Nähe zu dem Komponisten Max Reger mündet in eine tiefe Freundschaft.
Kammermusik, das gemeinsame Musizieren mit Freunden: Das wurde Adolf Buschs Lebenselixier. Schon früh hatte Adolf Busch ein Streichquartett gegründet, das jahrzehntelang Maßstäbe setzte. Als Geiger kein Freund virtuosen Glamours, zielte Busch, zumal als Kammermusiker, auf den Geist und die Logik der Musik – ohne ihre Emotion zu verraten.
Nicht zufällig zählten Albert Einstein, Arturo Toscanini oder Hermann Hesse zu seinen Weggefährten. In einer neuerschienenen CD-Edition ist festgehalten, wie hingebungsvoll und nobel, auch elegant, die Buschs in den 30er- bis 40er-Jahren Kammermusik von Beethoven, Schubert und Brahms spielten.
Die Nazi-Machthaber hätten Busch gern als großdeutschen Musiker vereinnahmt, doch ab 1933 trat er, politisch unbestechlich, vor allem in der angelsächsischen Musikkultur auf. In London gründete er 1935 ein Ensemble, die "Busch Chamber Players", mit denen ein Projekt startete, das ihm eine besondere Anerkennung einbrachte: die kammermusikalische Wiedergabe und Aufzeichnung der sechs Brandenburgischen Konzerte Johann Sebastian Bachs. In der damaligen Musikszene keine Selbstverständlichkeit.
In dem Buch "Meilensteine der Bach-Interpretation" feiert der Musikwissenschaftler Martin Elste die Arbeit Adolf Buschs als Pioniertat.

Gestorben mit 60 Jahren

"Die 'Adolf Busch Chamber Players'" übertrugen das spontane Miteinander der Kammermusik auf die barocken Orchesterwerke und vereinten Glanz und Intimität. Adolf Busch hatte den Bach'schen Noten neue Wege der Klangwerdung eröffnet."
Adolf Busch starb im Alter von 60 Jahren am 9. Juni 1952 in den Vereinigten Staaten.