Abgesagte Teheran-Ausstellung

Absurditäten über Absurditäten

Die Schah-Witwe und ehemalige Kaiserin von Persien, Farah Diba Pahlavi stellt am 05.02.2015 in Berlin 5 Lithographien vor, welche auf ihren Malereien basieren und in limitierter Auflage erhältlich sind. Der Erlös der Kunstwerke soll die nach ihrem Sohn benannte "Alireza Pahlavi Foundation" unterstützen.
Farah Diba, hier 2015 in Berlin, musste 1979 aus Teheran fliehen. Sie ist das personifizierte Feindbild der Islamischen Revolution © picture alliance/ dpa/ Britta Pedersen
Von Werner Bloch · 27.12.2016
Die groß angekündigte Schau der Teheran Sammlung in Berlin ist geplatzt. Das kann kaum verwundern, meint Werner Bloch, wenn man sich mal genauer anschaut, von welcher Kunst hier eigentlich die Rede ist - und unter welchen Bedingungen der Deal zustande kam.
Was für ein Fiasko!
Es sollte der größte Triumph der deutschen auswärtigen Kulturpolitik werden, das ganz große Ding – doch dann wurde es die größte Bauchlandung. Für gleich zwei große Player: die Staatlichen Museen in Berlin und das Auswärtige Amt.
Gerade erst wurde die Ausstellung mit dem etwas merkwürdigen Titel "Die Teheran Sammlung" abgesagt. Muss man jetzt weinen? Nein, das muss man nicht. Im Gegenteil. Man muss sich vielmehr Fragen stellen: Wie konnte es überhaupt dazu kommen, dass in Berlin offenbar einige das Unmögliche wollten, eine Ausstellung mit dem Iran, ohne sich um die Voraussetzungen und Umstände der Schau zu kümmern?
Was ist da bloß in eine Handvoll Diplomaten und Kuratoren gefahren, einen Deal abzuschließen, den eigentlich keiner wollte – außer ihnen selbst? Es genügt ja, zehn Sekunden nachzudenken, um die Absurdität des inoffiziell so genannten Farah-Diba-Projekts zu begreifen.
Farah Diba, die ehemalige Frau des Schahs, musste 1979 aus Teheran fliehen. Sie ist das personifizierte Feindbild der Islamischen Revolution. Warum sollten die Mullahs ausgerechnet ihrer Kunstsammlung huldigen und eine Ausfuhrgenehmigung erteilen – etwa damit sich die Mullahs selbst demontieren?

Gier auf den besonderen PR-Faktor

Keiner der Berliner Ausstellungsmacher hat je an die Teheraner Kulturszene gedacht, an die Oppositionellen, die sich für Demokratie einsetzen. Irans Intellektuelle wollten nie, dass diese Werke reisen, mit einem glasklaren Argument: Warum sollte man in Berlin Bilder zu sehen bekommen, die in Teheran unter Verschluss sind und im Bauch des Teheraner Museums abgeschottet werden - im Giftschrank der Zensur. Nennt man so etwas neuerdings Kulturaustausch?
Absurditäten über Absurditäten. Das Tehran Museum of Contemporary Art ist das vielleicht einzige Museum der Welt, das nicht einmal eine Liste seiner Werke besitzt. Bis heute nicht. Warum wohl? Bilder sind von hier verschwunden, frühere Museumsdirektoren nahmen sie mit, später tauchten die wertvollen Werke in Auktionshäusern auf. Wer hat sich hier bereichert? Wie viele Kopien gibt es noch in dem Museum, wie viele Originale? Niemand weiß es, aber Berlin hat nicht einmal nachgefragt.
Seriöse Museumsarbeit geht anders.
Doch in ihrem Furor ließen sich das Auswärtige Amt und die Nationalgalerie nicht stoppen. Ihre Gier auf die Teheran Sammlung, an der sie noch festhielten, als längst klar war, dass sie nicht kommt, dieser Appetit auf den ganz besonderen PR-Faktor – er muss unglaublich gewesen sein.
Jetzt geht die Arroganz noch weiter. In der Pressemitteilung heißt es, die Staatlichen Museen hätten die Verträge mit dem Teheraner Museum gekündigt – und auch das spricht von enormer Chuzpe. Denn hier wird etwas gekündigt, was es niemals hätte geben dürfen. Selbst Außenminister Frank-Walter Steinmeier ist da von einer gewissen Mitschuld nicht ganz frei.
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