Abgang von Kai Diekmann

"Ein ziemlich genialer Blattmacher"

Kai Diekmann
Polarisierender Strippenzieher: Kai Diekmann. © imago/Eibner
Brigitte Baetz im Gespräch mit Vladimir Balzer und Axel Rahmlow · 30.12.2016
Kaum ein Medienmacher polarisiert wie Kai Diekmann. Nun verlässt der "Bild"-Herausgeber den Springer-Verlag und beendet damit eine Ära. Die Journalistin Brigitte Baetz sieht ihn als cleveren Selbstvermarkter, bei dem selbst die Ironie strategisch ist.
Nach 30 Jahren im Springer-Verlag verlässt Kai Diekmann den Medienkonzern. Der Herausgeber der "Bild"-Gruppe beendet auf eigenen Wunsch zum 31. Januar 2017 seine Tätigkeit. Das teilte Springer am Freitag mit. Der Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner erklärte: "Kai Diekmann kann auf eine einzigartige Karriere bei Axel Springer zurückblicken." Ihm sei es zu verdanken, "dass 'Bild' heute Trendsetter des digitalen Journalismus ist und eine hochprofitable Multimediamarke".

"Seht her, ich bin nicht der böse Bube"

Die Medienjournalistin Brigitte Baetz zeichnet ein ambivalentes Bild von dem umstrittenen Publizisten. Er sei eine Art "Leader of the Pack der deutschen Medienszene", sagt sie im Deutschlandradio Kultur. Diekmann habe eine eigene Art von Boulevardjournalismus geschaffen. Er sei "ein ziemlich genialer Blattmacher" und ein ironischer Selbstdarsteller. In den Bestsellern seiner Ehefrau Katja Kessler erscheine er als "Schatzi". Er inszeniere sich nach dem Motto: "Seht her, ich bin nicht der böse Bube, ich bin ein Mann wie jeder andere auch."

Erfolg nur zum Teil sein Verdienst

So sehr der ehemalige "Bild"-Chefredakteur den Springer-Verlag auch geprägt habe, sei der Erfolg mit digitalen Produkten doch nur zum Teil ein Verdienst von Kai Diekmann. So sei das relativ erfolgreiche Bezahlmodell "BildPlus" eine Idee von Donata Hopfen, der Geschäftsführerin der "Bild"-Gruppe. Und in den Kai Diekmanns Zeit habe das größte deutsche Boulevardmedium einen Auflagenverlust in Höhe von zweieinhalb Millionen verzeichnet.
Zugleich sei die digitale Strategie von Axel Springer erfolgreich. "Das hat aber mit Journalismus nichts zu tun", sagt Baetz. Der Medienkonzern verdiene sein Geld zum Beispiel mit Online-Plattformen, auf denen Autos verkauft werden.
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