Abenteuerroman

Wenn Manager ihr Leben ändern

Eine Mann steht am Pazifikstrand von Carmel in Kalifornien.
Mann am Strand: Vom Manager zum Bademeister - das macht Sixten glücklich. © picture alliance / dpa / Maurizio Gambarini
Von Manuela Reichart · 26.09.2014
Es beginnt mit einem geplatzten Pottwal und endet in der schönsten Patchworkidylle: Heinrich Steinfests Roman "Der Allesforscher" ist der Überraschungstitel auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2014.
Der Mann trägt einen ungewöhnlichen Vornamen altnordischen Ursprungs: Sixten. Er ist erfolgreicher Manager, viel unterwegs und zuversichtlich verlobt. Aber dann ist er auf einer Geschäftsreise in Taiwan zur falschen Zeit am falschen Ort: Ein Wal platzt. Diese Walexplosion ist 2004 wirklich passiert, und der in Stuttgart lebende österreichische Autor eröffnet damit furios seinen Abenteuerroman "Der Allesforscher", in dessen Zentrum ein Mann steht, der zweimal dem Tod entkommen und sich vom Manager zum Bademeister wandeln muss, um dann ein neues, glückliches Leben an der Seite eines Kindes zu finden.
Heinrich Steinfest ist ein Meister der unglaublichsten und zugleich höchst realistisch beschriebenen Wendungen und Kapriolen. Nichts ist unwahrscheinlich genug, um nicht erzählt zu werden. Auf den explodierenden Pottwal folgt eine Liebesaffäre mit einer geheimnisvollen Hirnchirurgin, die im Bett ihr rotes Kostüm anbehält und Anlass bietet für einen klugen Exkurs über die Funktionsweise unseres Denkens und Fühlens.
Ohne Logik und Wahrscheinlichkeiten
Nach dieser kurzen Liebesgeschichte lässt der Autor seinen Helden einen dramatischen Flugzeugabsturz überleben und schuldig werden am Tod seines Sitznachbarn, bis - nach einer kurzen unglücklichen Ehe - plötzlich ein seltsames Kind namens Simon auftaucht. Simon soll Sixtens Sohn sein, auch wenn alles - unter anderem das Äußere des Kindes - dagegenspricht. Er adoptiert ihn trotzdem, und mit Simons Hilfe wird Sixten Braun erst seine Höhenangst überwinden und dann eine allerbeste Begegnung mit dem Totenreich erleben.
Der Autor schert sich nicht um Logik oder Wahrscheinlichkeit, mischt auf spannende Weise realistische mit fantastischen Elementen, kümmert sich nicht um Psychologie oder das Innenleben seiner Figuren, die er göttergleich auftauchen und wieder verschwinden lässt. Das ist über weite Strecken höchst amüsant zu lesen; man folgt dem Autor gerne bei seinen ausufernden Schelmereien, auch wenn mit der Zeit die vielfältigen Windungen und Wendungen - hier noch ein Exkurs über Simone Signoret und Oscar Werner in dem Film "Das Narrenschiff", dort eine feministisch geführte Berghütte oder eine auf dem Weltmarkt heiß umworbene Kosmetikmarke - bei der Lektüre etwas ermüden.
Dass die Fäden am Ende mehr oder weniger zusammengeführt werden, täuscht nicht darüber hinweg, dass das Glück des allesforschenden und alleswissenden Autors - nämlich die Geheimnisse seiner Figuren für sich zu behalten! - nicht das Glück des Lesers ist. Und auch nicht das der Leserin.

Heinrich Steinfest: Der Allesforscher
Piper Verlag, München 2014
398 Seiten, 19,99 Euro

Mehr zum Thema