Abenteuer in Argentinien

Von Julio Segador · 18.03.2013
Wale beobachten liegt voll im Trend. Die weltweite Fangemeinde wird auf zwölf Millionen Menschen geschätzt. Und auch wenn die Walbeobachtung in ihrer kommerziellen Form für die sensiblen Meeressäuger schädlich sein kann, bleibt die Faszination für den Menschen, Wale aus nächster Nähe sehen zu wollen.
Wer die größten Tiere der Welt richtig aus der Nähe sehen will, der muss weit in den Südatlantik reisen. Die Bilder und Eindrücke, die man in den Gewässern rund um die Halbinsel Valdés an der argentinischen Atlantikküste sieht, sind aber mehr als eine Entschädigung für die Reisestrapazen.

Eine kleine Bucht, nicht weit entfernt von der patagonischen Küste. Vom Boot aus sieht man die Wale am besten, sagt Walexperte Steven.

"Wir werden heute viele Wale sehen, ganz aus der Nähe. Aber wir dürfen nicht vergessen, es sind freilebende Tiere, wir dringen in ihr Revier ein. Wir wollen die Wale nicht stören, deshalb fahren wir sehr langsam ran."

Zunächst aber heißt es warten. Die Meeresriesen scheinen sich zu verstecken. Die Wale bleiben unter Wasser, aber nicht lange. Plötzlich taucht nur wenige Meter vom Boot ein riesiger Glattwal auf. Alle halten ganz still.

Es sind mehr als 20 Wale, die in der Bucht herumschwimmen. Mutterwale mit ihren Kälbern, einzelne Bullen, paarungsbereite Weibchen, mehrere Bullen, die kämpfen, Wale, die aus dem Wasser hochspringen, mit der riesigen Flosse eintauchen. Ein beeindruckendes Schauspiel.

José heißt der Kapitän des Schiffs. Er navigiert das Boot mit viel Gefühl. Er muss genau wissen, wohin er steuert und wo er dann am besten stehen bleibt.

José: "Man muss ganz langsam ran fahren, sehr vorsichtig sein. Wir dürfen sie nicht stören. Und danach hängt alles vom Wal ab."

An diesem Tag haben die Touristen Glück. Immer wieder kommen die Glattwale nahe ans Boot. Sie steigen auf, atmen ein und blasen riesige Wasserfontänen nach oben.

Bis zu 18 Meter lang und 80 Tonnen schwer

18 Meter sind die ausgewachsenen Glattwale lang, bis zu 80 Tonnen schwer. Die kleine Bucht an der Halbinsel Valdés bietet für die Walmütter ideale Bedingungen um ihre Kinder großzuziehen. Die neugeborenen Walkälber können nämlich am Anfang gar nicht richtig schwimmen. Sie müssen es erst lernen. Und das ruhige und seichte Wasser in der Bucht ist dazu ideal.

Nicht weit entfernt davon, an einem anderen Strand, lernen die Walkühe den Neugeborenen das Schwimmen. Stundenlang ziehen sie da ihre Bahnen im seichten Wasser. Das kann man sehen und hören.

Adrián Rodriguez hat auf einem Hügel am Strand eine kleine Forschungsstation. Und er ist immer ganz gespannt, wie die Wale unter Wasser kommunizieren. Adrián hat mehrere Mikrofone im Wasser. Was die Geräusche bedeuten und aussagen, weiß er leider nicht, aber eines hat er schon beobachtet.

Adrián Rodriguez: "Was wir herausgefunden haben ist, dass die Wale tagsüber, wo es ja hell ist und sie sich im transparenten Wasser sehen können, dass sie da weniger miteinander kommunizieren. Nachts ist das anders, da gibt es viel mehr Kommunikation, da hört man viel mehr Töne."

Zum Spielen haben die neugeborenen Wale keine Zeit. Sie machen den ganzen Tag nur drei Dinge: Schwimmen lernen, Muttermilch saugen und wachsen. Nach drei Jahren beginnt für die Walkühe ein neuer Zyklus. In den Gewässern an der Halbinsel Valdés paaren sie sich, im Jahr darauf kommt das Kalb an gleicher Stelle zur Welt, dann beginnt für sie ein weiteres Mal die lange und gefährliche Reise zum Südpol.
Orkawal
Ein Orkawal© AP
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