80. Geburtstag von Klaus Doldinger

Ein Saxofon voll Seele

Der Jazzmusiker Klaus Doldinger am 25.02.2016 in Düsseldorf (Nordrhein-Westfalen).
Der Jazzmusiker Klaus Doldinger findet, man muss sein Leben in die Hand nehmen und daran arbeiten. © picture alliance / Maja Hitij
Von Matthias Wegner · 12.05.2016
Auch mit 80 kommt Ruhestand nicht in Frage: Der legendäre Jazzmusiker Klaus Doldinger gibt weiterhin Konzerte und veröffentlicht sein 34. Album. Auf sein Schaffen schaut er zufrieden zurück. Kritik hat ihn eher inspiriert als gebremst.
Legendäre Soundtracks - nicht nur für den "Tatort", sondern auch für den Mammutfilm "Das Boot" und für die Serie "Liebling Kreuzberg", tausende Konzerte in der ganzen Welt, dutzende Schallplatten und Preise – Klaus Doldinger hat in seiner langen Karriere viel erreicht.
Und auch wenn ihm häufig das Glück zur Seite stand, Klaus Doldinger war und ist bis heute eine sehr gut organisierte und sehr gradlinige Persönlichkeit, was sicher entscheidend zu seinem großen Erfolg beigetragen hat.
"Von nichts kommt auch nichts. Man muss sein Leben in die Hand nehmen und daran arbeiten, und das habe ich dann eigentlich auch gerne gemacht."

Glücklich über Live-Konzerte der Kollegen

Der gebürtige Berliner wuchs zunächst in Wien auf – und später in Düsseldorf. Dort gründete er 1961 auch das erste Klaus Doldinger Quartett, mit dem er sich – Cool-Jazz- und Bebop-geprägt – schnell große Anerkennung erspielte, auch international
"Ich habe so viele fantastische Musiker live erleben dürfen. Hautnah. Das ist durch nichts wettzumachen. Und das hat mich dann letztendlich auch geprägt."
Nebenher nahm Klaus Doldinger auch Easy-Listening-und Beat-Platten unter dem Pseudonym Peter Nero auf und 1971 – also vor 45 Jahren – gründete er seine Fusion-Band "Passport", die es bis zum heutigen Tage gibt. 35 Alben – viele davon preisgekrönt – gibt es von dieser Band und Klaus Doldinger hat fast alle 350 Stücke für die Band selbst geschrieben. Und noch eine weitere Zahl ist beeindruckend: Über 5000 Konzerte hat Doldinger mit Passport weltweit gespielt, darunter ausgedehnte Tourneen in Afrika, Nord- und Südamerika.

Souveräner Umgang mit Kritik

Klaus Doldingers Ton auf dem Saxofon ist markant und leicht zu identifizieren. Doldinger klingt nur wie Doldinger. Niemand klingt wie er: Warm, freundlich, nur hier und da ein wenig rau, aber vor allem: voller Seele.
Jazzpuristen- und Kritiker gingen nicht immer nett mit Doldingers Musik um und teilten jahrzehntelang ordentlich aus. Wie so häufig, wenn jemand zu erfolgreich ist. Klaus Doldinger hat schnell gelernt, souverän mit dieser Kritik umzugehen.
"Ich kann auch sagen, dass mich das ein oder andere auch schon mal inspiriert hat. Also es ist durchaus nicht so, dass für mich immer alles sonnenklar ist, sondern dass man seine eigene Position gelegentlich auch mal wieder überdenken muss."

Verbindungsglied zwischen Tradition und aktuellem Jazz

Noch immer steht Klaus Doldinger unermüdlich auf der Bühne, sein heutiges Geburtstagskonzert spielt er mit großem Besteck und mit vielen Musiker-Gästen in der "Tonhalle" in Düsseldorf. Nebenbei gesagt: dort, wo Doldinger in den 50er-Jahren die Sängerin Billie Holiday schon live mit großen Augen und Ohren erlebt hat und dabei endgültig dem Jazz verfiel.
Jahrzehnte später ist er selbst eine große Legende, ein Zeitzeuge, ein wichtiges Verbindungsglied zwischen Tradition und aktuellem Jazz. Seine Vitalität und Spielfreude ist auch mit nun stolzen 80 Jahren ungebremst, wovon Doldinger selbst manchmal überrascht ist.
"Ja wenn ich das mal wüsste. Ich bin nun nicht gerade der Inbegriff des gesunden Menschen. Ich würde sagen, bei mir entscheidend war natürlich eine relativ gradlinige Ausrichtung. Ich bin geborener Stier und habe im Erbgut etwas, dass mir geholfen hat eine positive Lebenseinstellung zu haben. Dann aber auch meine Frau, die ich schon Mitte der 50er-Jahre kennen lernte. Über die Musik natürlich, 1960 haben wir geheiratet – und das wir eben ein ausgeglichenes, glückliches Familienleben hatten."

Eine Mischung aus Glück und Erfahrung

Eines ist klar: Der Ruhestand kommt für Klaus Doldinger so schnell nicht in Frage. Zum Glück. Denn bis heute sind Konzerte von Klaus Doldinger ein besonderes Erlebnis und auch sein neues Album liefert viele erfreuliche Momente. Doldinger hat einmal mehr Geschmack und ein gutes Händchen bewiesen.
"Das ist auch schon eine Frage des Glücks, das man haben muss, in dem Moment, in dem man eine Sache angeht. Aber dann auch der langjährigen Erfahrung."
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