"8 Namen der Liebe"

Ein spanischer Komödien-Hit

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Die Spanische Schauspielerin Carmen Machi mit dem Goya-Preis für die beste Nebendarstellerin für ihre Arbeit in "8 Namen für die Liebe". © picture alliance / dpa / Victor Lerena
Von Wolfgang-Martin Hamdorf · 09.06.2015
In "8 Namen für die Liebe" werden Klischees lustvoll ausgebreitet: Der andalusische Macho Rafa gerät in Sevilla mit der feurigen Baskin Amaia aneinander. Mit fast zehn Millionen Zuschauern hat der Film in Spanien sämtliche Rekorde an den Kinokassen gebrochen.
"Sag bloß, die hast du zu uns geschleppt?"
"Na klar."
"Wie kannst du die Tussi hierherholen? Was ist, wenn sie von der ETA oder von einem anderen Kommando ist?"
"Was denn für ein Kommando? Die trägt ein Flamenco-Kleid. Denkst du die ETA schickt neuerdings Tänzerinnen los?"
"Was soll die denn sonst in Sevilla? Denkst du, die würden irgendjemanden ohne Tarnung hierher schicken? Ich sag dir was die sucht. Die sucht einen Unterschlupf für ihr Terrorkommando!"
Der andalusische Kellner Rafa hat sich verliebt. Ausgerechnet in eine Baskin. Gegen alle guten Ratschläge fährt er in den Norden um seine Traumfrau nach Sevilla zu holen. Aber Amaia hat genug von den Männern, ihr baskischer Verlobter hat sie kurz vor der Hochzeit verlassen und mit dem liebestollen Andalusier kann sie überhaupt nichts anfangen. Aber dann kündigt überraschend ihr Vater, ein ultrabaskischer Fischer, seinen Besuch an:
"Könntest du so tun, als wärest du einer von hier?"
"Könnte es sein, dass du als Kind auf den Kopf gefallen bist? Amaia, was läuft hier?"
"Ich will nicht, dass mein Alter mitkriegt, dass ich sitzen gelassen worden bin." "Na, das wird ja ein wunderbares Schauspiel. Ich fahr zurück nach Sevilla!" "Ach gestern war es noch die große Liebe auf den ersten Blick. Aber das ist ja wohl typisch für Euch Andalusier! Wenn es drauf ankommt ..."
Rafa lässt es drauf ankommen und gibt sich sogar vor den nationalistischen Straßenkämpfern als Superbaske aus. Die Komödie nimmt ihren Lauf:
"Hau es raus und zwar auf Baskisch!"
"Na klar, immer gern auf Baskisch, immer gern auf Baskisch, wenn ihr das wollt. Aber eigentlich denke ich nur auf baskisch und dann übersetze ich die ganze Geschichte ins Spanische. Ist internationaler! Und offizieller!"
Wortwitz lässt sich nur schwer ins Deutsche übertragen
"8 Namen der Liebe", lebt von gängigen Vorurteilen und Klischees und macht sich über altbekannte Ressentiments zwischen nordspanischen Basken und südspanischen Andalusiern lustig. Im Original wird teilweise baskisch und spanisch gesprochen, der Wortwitz lässt sich nur schwer ins deutsche übertragen. In Spanien hat der Film mit fast zehn Millionen Zuschauern sämtliche Rekorde an den Kinokassen gebrochen.
"Acht Namen der Liebe" wäre allerdings undenkbar ohne den Friedensprozess im spanischen Baskenland, ohne die Absage der baskischen Terrororganisation ETA an den bewaffneten Kampf. Jetzt kann man wieder lachen und das spanische Publikum lacht gerne über sich selbst und über die eigenen Schrulligkeiten und Vorurteile sagt Regisseur Emilio Martinez Lázaro:
"Vor zehn Jahren hätten wir diesen Film nicht machen können. Man kann keine Komödie drehen, wenn auf der Straße noch Leute umgebracht werden. Der Unterschied zu damals ist, dass dieser aggressive Nationalismus, der Andersdenkende umbringt, nicht mehr da ist. Erst als das Morden aufhörte, konnte man beginnen, über alles zu reden und in diesem Umfeld konnte dann auch unser Film entstehen."
"8 Namen der Liebe" macht sich über einen verbohrten Nationalismus lustig. Der Originaltitel, also "8 baskische Nachnamen nimmt etwa den Ahnenwahn aufs Korn, demzufolge ein richtiger Baske mindestens acht baskische Nachnamen im Stammbaum haben muss. Aber in Zeiten eines politischen Wandels, unterstützten sogar, die Linksnationalisten, das radikale Parteienbündnis BILDU die Dreharbeiten.
"Ich wusste, dass unser Drehbuch durch viele Hände gehen würde, bevor es in der Parteispitze landet. Bildu ist, obwohl so viele Gruppen dran hängen, eine sehr leninistische Organisation, wo man oben entscheidet, was in den vielen Unterorganisationen gemacht wird. In Zeiten des großen Versöhnungsprozesses haben sie sich dafür entschieden, den Film gut zu finden. Dadurch erhielten wir unglaubliche Unterstützungen in den kleinen Dörfern und Städten, in denen Bildu regiert."
Der Kinoerfolg des Films zahlte sich für die nationalistischen Lokalpolitiker allerdings aus. Der Tourismus im Baskenland floriert, es gibt organisierte Reisen zu den Drehorten, die kleine Kapelle im Film ist heute ein beliebter Hintergrund für Hochzeitsfotos. Für Spanien insgesamt ist der Film aber durchaus auch eine Therapie, eine Art Katharsis nach einem jahrzehntelangen blutigen Konflikt, ein befreites Aufatmen nach jahrelanger Anspannung.
Im Moment dreht Emilio Martinez Lazaro die Fortsetzung der baskisch andalusischen Liebesgeschichte. "Neun baskische Nachnamen" spielt in Katalonien und hier prallen dann die baskischen und katalanischen Vorurteile heftig aufeinander.

Genre: Komödie, Regie: Emilio Martinez Lázaro, Laufzeit: 99 Minuten, FSK: Ab 6 Jahre
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