50 Jahre Weltraumvertrag

Der Weltraum ohne Kriege

Neil Armstrong mit seinem Kollegen Buzz Aldrin am 20. Juli 1969.
Neil Armstrong mit seinem Kollegen Buzz Aldrin am 20. Juli 1969. © imago/United Archives International
Von Monika Köpcke · 27.01.2017
Als Neil Armstrong 1969 die amerikanische Flagge in den Boden des Mondes stieß, war das nur ein Symbol. Denn zweieinhalb Jahre vorher war der sogenannte "Weltraumvertrag" verabschiedet worden: Der legt die Besitzverhältnisse im All fest.
Kennedy: "Ich bin überzeugt, dass der Weltraum erforscht und beherrscht werden kann, ohne das Feuer des Krieges anzuheizen, ohne die Fehler zu wiederholen, die der Mensch bei der Eroberung unserer Erde gemacht hat. Es gibt bislang keinen Unfrieden, keine Vorteile und keine nationalen Konflikte im Weltraum."
1962 äußerte der amerikanische Präsident John F. Kennedy diese Vision eines Weltraums, der vom Wahnsinn des Wettrüstens verschont bleiben möge.
Fünf Jahre zuvor, im Oktober 1957, hatte der sowjetische Satellit Sputnik die ersten Funksignale aus dem All auf die Erde gesendet. Es herrschte Kalter Krieg, und die USA reagierten mit einem gigantischen Weltraumprogramm. Die beiden Supermächte lieferten sich schon bald ein Kopf-an-Kopf-Rennen, wer zuerst auf dem Mond landen würde. Und beide stellten sich die besorgte Frage: Was würde der Gewinner tun? Den Mond einfach zu seinem Staatsgebiet deklarieren? Diese Ungewissheit stärkte die Bereitschaft, einen Vertrag auszuhandeln, der die Besitzverhältnisse und Nutzungsrechte im Weltraum regelte, bevor einer von beiden Fakten schaffen könnte.

Jahrelange Verhandlungen

"Die Erforschung und Nutzung des Weltraums einschließlich des Mondes und anderer Himmelskörper wird zum Vorteil und im Interesse aller Länder ohne Ansehen ihres wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Entwicklungsstandes durchgeführt und ist Sache der gesamten Menschheit."
So steht es in Artikel 1 des Weltraumvertrags. Am 27. Januar 1967 wurde er gleichzeitig in Washington, London und Moskau unterzeichnet.
"Artikel 2: Der Weltraum einschließlich des Mondes und anderer Himmelskörper unterliegt keiner nationalen Aneignung durch Beanspruchung der Hoheitsgewalt, durch Benutzung oder Okkupation oder durch andere Mittel."
Jahrelang hatten 25 Nationen unter dem Dach der UNO, federführend die USA und die Sowjetunion, den Vertrag ausgehandelt. Bis heute haben ihn 102 Staaten ratifiziert. In 17 Artikeln legt er die friedliche Nutzung des Weltraums fest: Raumfahrer werden als Botschafter der Menschheit bezeichnet, nationale Interessen sollen zugunsten einer friedlichen Zusammenarbeit zurücktreten und das Wettrüsten vor dem Weltraum Halt machen.
"Artikel 4: Die Vertragsstaaten verpflichten sich, keine Gegenstände, die Kernwaffen oder andere Massenvernichtungswaffen tragen, in eine Erdumlaufbahn zu bringen und weder Himmelskörper mit derartigen Waffen zu bestücken noch solche Waffen im Weltraum zu stationieren."
Auf die Wortwahl wurde genau geachtet: Nur vollständige Umlaufbahnen galten als Nutzung des Weltraums. Damit war klar: Die atomaren Interkontinentalraketen sollten weiterhin im Fall der Fälle auf ihrer ballistischen Flugbahn das All kreuzen dürfen. 15 Jahre später ging US-Präsident Ronald Reagan noch weiter. 1983 stellte er der Öffentlichkeit sein SDI-Projekt vor: die Stationierung eines mit Röntgenlasern ausgestatteten Waffengürtels im Weltraum.

Vertrag gegen heutige Waffentechnik machtlos

Reagan: "Wir könnten in dem Bewusstsein leben, dass unsere Sicherheit vor einem sowjetischen Angriff nicht von der Drohung eines unmittelbaren amerikanischen Gegenschlages abhängt. Mit diesen neuen Entwicklungen könnten Raketen zerstört werden, bevor sie unser Gebiet und das unserer Alliierten erreichen. Dies ist eine gewaltige technische Aufgabe, die vor dem Ende dieses Jahrhunderts nicht vollendet werden wird."
So weit kam es nicht. In den 90er-Jahren wurde das SDI-Projekt eingestellt - allerdings wegen technischer Probleme, nicht, weil es den Weltraumvertrag verletzte. Der wurde seinerzeit umgangen, indem Teile des Weltraums einfach der Erdatmosphäre zugerechnet wurden. Noch besitzen die USA die militärische Vorherrschaft im All, aber Russland und China ziehen nach.
Hunderte Satelliten mit militärischen Aufgaben umkreisen heute die Erde. Sie tragen keine Atomsprengköpfe, das würde der Weltraumvertrag strikt verbieten. Aber mehr und mehr Satelliten sind in der Lage, andere Satelliten zu rammen und zu zerstören, und damit die Infrastruktur eines Landes lahmzulegen. Gegen solch hoch entwickelte Waffentechnik ist der Weltraumvertrag machtlos. Er war geschaffen worden, um die Militarisierung des Weltalls zu verhindern. Doch die ist heute längst Realität geworden.
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