20. Weltkongress Telefonseelsorge

Das große Thema ist die Einsamkeit

Ein abgelegter Telefonhörer
Ein abgelegter Telefonhörer © dpa / picture-alliance / Rolf Vennenbernd
Frank Ertel im Gespräch mit Frank Meyer und Katja Schlesinger  · 19.07.2016
Sie sind einsam oder voller Ängste, manche sogar lebensmüde. Allein in Aachen melden sich täglich etwa 50 Menschen bei der Telefonseelsorge. Wer anruft kann sicher sein: Es wird ihm oder ihr zugehört. Doch die Gespräche seien oft nicht einfach, meint Pfarrer Frank Ertel.
"Das große Thema, das nicht immer direkt angesprochen wird, ist Einsamkeit", sagte der Leiter der Telefonseelsorge in Aachen, Frank Ertel im Deutschlandradio Kultur. Das lasse sich unter anderem an den hohen Scheidungsraten in Deutschland ablesen. Täglich rufen in Aachen rund 50 Menschen an, die anonym Hilfe suchen. Unter den Anrufern seien auch viele psychiatrisch erkrankte Menschen, die im Rahmen der gemeindenahen Psychiatrieversorgung jetzt nicht mehr in Einrichtungen lebten, sondern in Wohnungen. Beziehungsprobleme seien ein weiteres wichtiges Thema, aber auch Probleme der Anrufer mit sich selbst. Das Thema Terrorismus verstärke derzeit bei vielen bereits vorhandene Ängste.

Das Tabu Suizid

"Wir schulen unsere Mitarbeiter und begleiten sie dann auch, wenn sie solche Gespräche haben, dass ist natürlich für deren Seelen auch nicht einfach", sagte Ertel über die Anrufe von suizidgefährdeten Menschen. In dieser relativen Wohlstandsgesellschaft sei das Thema Suizid mit Scham besetzt. Dabei gebe es dreimal so viele Tote durch Suizid als Verkehrstote pro Jahr.
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