20 Jahre Deutschlandradio

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Die Autorin Sibylle Lewitscharoff
Die Autorin Sibylle Lewitscharoff © Deutschlandradio / Bettina Straub
Von Sibylle Lewitscharoff · 15.06.2014
Ein Grübler, sein Ende erwartend, dreht am Zeiger einer großen Uhr. Ein mythologisches Zahlenspiel beginnt. Ein Stafettenlauf.  
Angenommen, jemand ist die Traurigkeit in Person und dreht am großen Zeiger einer Uhr, dreht und dreht, bis der Zeiger landet auf der - 9. So wäre er wohl gern ein allwissender Säugling geblieben und ist leider sorgenvoll emporgewachsen, um ein Grübler zu werden, der über die Störung im ursprünglichen Plan der Schöpfung nachdenkt.

Über jenen winzigen Anfall von Lachlust, jenes krampfige Öffnen, Schließen und wieder Öffnen, das den Schöpfer überkam und das Chaos auf den Plan rief. Von allen Geschöpfen setzt dieses Chaos dem Menschen am härtesten zu. Er, im Bett liegend, das Ende erwartend, ist leider auch so ein Mensch. Im Uhrzeigersinn dreht er von Ziffer zu Ziffer alle 5 Minuten weiter. Ein Stafettenlauf.

Regie: Christiane Ohaus
Komposition: Michael Riessler
Mit: Rosemarie Fendel, Ernst Konarek, Donata Höffer, Samuel Weiss u.a.
Ton: Kristiane Schneggenburger

Produktion: DKultur/RB 2005
Länge: 81'10
(Wdh. v. 01.01.2006)
Sibylle Lewitscharoff, geboren 1954 in Stuttgart, studierte Religionswissenschaften, lebt in Berlin und ist Autorin von Romanen und Hörspielen. 2013 Auszeichnung mit dem Georg-Büchner-Preis.