125. Geburtstag von Arthur Honegger

Komponist und Eisenbahnliebhaber

Der französisch-schweizerische Komponist in einer zeitgenössischen Aufnahme.
Arthur Honegger bezeichnete Beethoven als seinen musikalischen Vater. © dpa / picture-alliance / AFP
Von Stefan Zednik · 10.03.2017
Er liebte nicht nur die Musik Beethovens, sondern hegte auch eine große Leidenschaft für Lokomotiven. Der Komponist Arthur Honegger schuf über 200 Kompositionen und gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der französischen Musik des 20. Jahrhunderts – obwohl er eigentlich Schweizer war.
"Ich hatte immer eine leidenschaftliche Liebe für Lokomotiven. Für mich sind das Lebewesen, und ich liebe sie."
Es ist kein Eisenbahner, der hier spricht, sondern ein vom Klang der Maschine berauschter Musiker. Arthur Honegger schuf 1923 eine symphonische Musik, die zum Paradestück für das von moderner Technik begeisterte 20. Jahrhundert werden sollte: "Pacific 231".

Keine intensive musikalische Förderung

Arthur Honegger wurde am 10. März 1892 in der Normandie als Sohn eines Schweizer Kaffeeimporteurs geboren. Die Eltern stammten aus Zürich, und auch Honegger hat die eidgenössische Staatsbürgerschaft, obwohl sich ein Großteil seines Lebens in Frankreich abspielen sollte, niemals aufgegeben. Die Mutter spielte ein wenig Klavier, doch eine intensive musikalische Förderung erlebte Arthur nicht.
"Ich lebte in Le Havre, das war eine vollständig unmusikalische Stadt, wo Bach fast so unbekannt war wie ich selbst. Ja, ich hatte ein großes Vorbild, ich hatte einen musikalischen Vater, könnte ich sagen, in der Person von Beethoven."
Weitgehend allein erarbeitete sich der Junge – vornehmlich lesend – dessen Sonaten, und wie selbstverständlich führte diese Leidenschaft zu ersten musikalischen Versuchen.
"Ich hab dann angefangen, und meine Kindersonaten, die ich als Neun- und Zehnjähriger schrieb, nach diesem Durchlesen, nach diesem Studium der Beethoven-Sonaten sind ganz naive kindische Kopien der Beethoven-Sonaten mit Beethovenscher Harmonie und also rührend vor Naivität."

Musikstudium in Zürich und Paris

Arthur überzeugte seinen Vater, der ihn nicht zur Laufbahn eines Kaufmanns zwingen wollte, ihm ein Musikstudium zu ermöglichen. Ab 1909 studierte er zunächst in Zürich, zwei Jahre später – 19 Jahre alt – in Paris Violine, Kontrapunkt und Komposition. Mitten im musikalischen Zentrum der damaligen Musikwelt, bekannt mit Darius Milhaud, Jacques Ibert, Francis Poulenc, Erik Satie, wird er Mitglied der als "Groupe des Six" bekannt gewordenen Vereinigung von jungen Musikern. Ihr intellektuelles Haupt: der multitalentierte Dichter Jean Cocteau.
Groupe des Six: Germaine Tailleferre, Francis Poulenc, Arthur Honegger, Darius Milhaud, Jean Cocteau et Georges Auric (v.l.)
Groupe des Six: Germaine Tailleferre, Francis Poulenc, Arthur Honegger, Darius Milhaud, Jean Cocteau et Georges Auric (v.l.)© imago / Leemage
"Macht keine Kunst nach Kunst. Allein die Realität führt zu einem bedeutenden Kunstwerk."
Das programmatische Pamphlet, das Cocteau 1918 herausbrachte, war vor allem eines: ein Manifest gegen das Romantische in der Musik. Doch das eher zufällig zusammengewürfelte Häuflein der "Six" einigte weniger die Theorie als vielmehr ein musikalischer Aufbruchsgeist. Honegger, keineswegs ein Gegner der Romantik, schätzte neben Bach und Beethoven auch die Musik Richard Wagners. Und dachte vor allem pragmatisch.
So fand er seinen eigenen Weg, arbeitete für den Konzertsaal, für den Film, komponierte für die Bühne. Mit den "Abenteuern des Königs Pausole", hier von ihm selbst dirigiert, war er sogar auf der Operettenbühne erfolgreich. Mit neuen Tendenzen der musikalischen Avantgarde setzte er sich auseinander, ohne je sklavisch einer bestimmten Richtung zu folgen. Und er schuf auch großformatige Werke, von denen vor allem seine "Jeanne d’Arc auf dem Scheiterhaufen", eigentlich ein Oratorium, das französische Publikum nachhaltig beeindruckte.

Honegger litt unter der deutschen Besetzung Frankreichs

Die schwierigen 1940er Jahre, vor allem die Zeit der Besetzung Frankreichs durch die Deutschen, überstand der Schweizer, dessen Werke oft in Zürich oder Basel ihre ersten Aufführungen erlebten, zumindest äußerlich unbeschadet.
Dass Honegger, der am 27. November 1955 in Paris einem Herzleiden erlag, dennoch unter der Situation sehr gelitten haben muss, zeigt seine in dieser Zeit entstandene 3. Symphonie, in der er versuchte,
"die Gefühle der rücksichtslos verfolgten Völker auszudrücken, die dem Spiel des blinden Zufalls ausgeliefert sind und vergebens den grausamen Schlingen des Schicksals zu entrinnen suchen."