100 Jahre Schlacht von Verdun

Merkel und Hollande setzen ein Zeichen

Vor dem Jahrestag anlässlich von 100 Jahren Erster Weltkrieg (1914 - 1918) - Schlacht von Verdun. Ein Mann und ein Junge durchstreifen die Gedenkkreuze für die gefallenen Soldaten. Anlässlich der Hundertjahrfeier der Schlacht von Verdun soll das neue "Verdun Memorial" eröffnet werden.
Blick auf das neue Verdun Memorial © picture alliance / dpa / MAXPPP
Von Jürgen König · 29.05.2016
Hunderttausende Franzosen und Deutsche starben vor 100 Jahren während der Schlacht von Verdun. Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident François Hollande treffen sich dort zu den Gedenkfeierlichkeiten, um ein Zeichen der Versöhnung zu setzen.
Großes Pathos will der Regisseur Volker Schlöndorff, vom französischen Präsidenten Francois Hollande mit der Ausgestaltung der Gedenkfeierlichkeiten am 29. Mai beauftragt, nicht aufkommen lassen. Ob das gut ankommen wird, ist durchaus fraglich, denn der Erste Weltkrieg ist im historischen Bewusstsein der Franzosen präsent. Die Spuren des Krieges sind vielerorts noch sichtbar: die Schlachtfelder, die Soldatenfriedhöfe, die Gedenktafeln in den Städten. La "Grande Guerre", der Große Krieg, wurde gewonnen – und das ist bis heute ein Symbol des nationalen Widerstandes, auch des nationalen Zusammenhalts. Entsprechend aufmerksam wird das rundumerneuerte Mémorial von Verdun in Frankreich wahrgenommen.
Sein monumentaler Vorgängerbau, 1967 auf Wunsch der Veteranen errichtet – er war vor allem Gedenkstätte gewesen: nicht zum Andenken an "die Gefallenen", sondern zum Andenken an die gefallenen Franzosen, eine "nationale Weihestätte". Um so mutiger die Entscheidung, den alten Bau zugunsten eines neuen fast völlig verschwinden zu lassen. Im Inneren blieben nur die Betonkonstruktion und der Haupteingang stehen, letzteren ließ das Architektenbüro Brochet-Lajus-Pueyo in einem Erdwall verschwinden: man betritt das Mémorial von unten, wie durch einen Schützengraben, darüber, den Umriss des Vorgängerbaus aufgreifend, ein gläserner Neubau. Man habe, so Thierry Hubscher, der Direktor des "Mémorial de Verdun", den Geist des Baus von 1967 unbedingt erhalten wollen – wenn auch etwas Entscheidendes sich geändert habe.

Verdun ist Geschichte geworden

"Das Mémorial war und bleibt ein Ort, dafür bestimmt, der Kämpfer von Verdun zu gedenken. Aber wir sprechen heute von den Kriegsteilnehmern, den Kämpfern von Verdun, es ist egal, welcher Nationalität sie waren. Das ist der rote Faden: ´die` Kämpfenden von Verdun. Und insofern ist das Mémorial von heute auch ein Instrument, um die Schlacht von Verdun darzustellen. Es gibt keine Zeitzeugen mehr, Verdun ist Geschichte geworden - und also ist es wichtig, der jungen Generation die Schlacht von Verdun zu erklären und zwar mit Mitteln, die sie auch verstehen."
Diesen Gedanken rückte Regisseur Volker Schlöndorff in die Mitte seiner Überlegungen. Rund 4000 Jugendliche aus Deutschland und Frankreich werden vier Tage lang das Kriegsgeschehen im gemeinsamen Gespräch reflektieren; am Sonntag werden sie, verteilt über den gesamten, sehr großen Soldatenfriedhof von Verdun, auch mit Politikern reden. Viel Prominenz wird anreisen. So soll deutlich werden, dass das "Mémorial de Verdun" sich tatsächlich von einer "nationalen Weihestätte" zu einer deutsch-französische Erinnerungsstätte verwandelt hat.
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