100. Geburtstag von Kirk Douglas

"Ich habe Karriere gemacht, weil ich Hurensöhne spielte"

Kirk Douglas in dem Film "The Man from Snowy River" (1982).
Kirk Douglas in dem Film "The Man from Snowy River" (1982). © imago/United Archives
Von Noemi Schneider · 09.12.2016
Den klassischen Helden verkörperte Schauspieler Kirk Douglas selten - trotz seines athletischen Körpers und der strahlend blauen Augen. Seine herausragendste Rolle war die des Vincent van Gogh. Politisch zeigte er klare Kante im Anti-Kriegsfilm "Wege zum Ruhm". Am heutigen Freitag feiert Kirk Douglas seinen 100. Geburtstag.
Oscar-Verleihung 1996: "The Dark has a life of it’s own, said Kirk Douglas in 'The Bad and the Beautiful', one of the best films about movies…"
1996 wurde Kirk Douglas dann doch noch mit seinem ersten Oscar, dem Ehren-Oscar für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Mehrfach nominiert, ging der Schauspieler und Produzent während seiner aktiven Jahre bei den Oscars nämlich immer leer aus. 1958 ließ er sich gemeinsam mit seinem Kollegen Burt Lancaster sogar zu einer selbstironischen Gesangseinlage hinreißen:
Oscar-Verleihung 1958: "It’s great not to be nominated, it’s great not to be nominated, it’s great just to sit here and relax..."

Den klassischen Helden verkörperte Douglas selten

"Ich habe Karriere gemacht, weil ich Hurensöhne spielte", resümierte Kirk Douglas anlässlich seines 90. Geburtstags. Und in der Tat, trotz seines athletischen Körperbaus und der strahlend blauen Augen – den klassischen Helden verkörperte er selten, stattdessen bevorzugte er widersprüchliche, rebellische Charaktere, die sich gegen die Verhältnisse zur Wehr setzten oder an ihnen zerbrachen.
"Wenn man reifer wird, verändert man sich. Mein richtiger Name ist Yssur Danielowitsch. Ab einem bestimmten Zeitpunkt wollte ich meine Herkunft abstreifen, aber als ich älter wurde lernte ich diese Herkunft schätzen, denn gerade sie hat mich zu dem gemacht, was ich bin."
1916 geboren, als Sohn russisch-jüdischer Einwanderer, lernte er früh, sich durchzuboxen. Mit Hilfe eines Ringkampf-Stipendiums begann er zu studieren, hielt sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser und besuchte schließlich die American Academy of Dramatic Arts in New York. Nach dem Kriegsdienst bei der Marine feiert Kirk Douglas 1946 sein Leinwanddebüt als alkoholabhängiger Ehemann an der Seite von Barbara Stanwyck in "Die seltsame Liebe der Martha Ivers".
Drei Jahre später gelang ihm, ausgerechnet als Boxer, in Stanley Kramers "Champion" der Durchbruch und er erhielt seine erste Oscar-Nominierung. Die zweite folgte umgehend für die Rolle des skrupellosen Filmproduzenten Jonathan Shields in Vincente Minellis "Stadt der Illusionen".
Ausschnitt aus "Stadt der Illusionen" 1952: "Diesen Ausdruck brauche ich für die Liebesszene, kannst du dir das merken?"
Ebenfalls unter Minellis Regie verkörperte er seine wohl herausragendste Rolle, die des Malers Vincent van Gogh, der sich im Wahn das eigene Ohr abschneidet.

Hauptrolle in politisch hochbrisantem Anti-Kriegs-Film

1957 finanzierte Kirk Douglas den politisch hochbrisanten Anti-Kriegs-Film "Wege zum Ruhm", des bis dato weitgehend unbekannten Regisseurs Stanley Kubrick und übernahm die Hauptrolle, des mutigen französischen Colonel Dax, der sich im ersten Weltkrieg schützend vor seine Soldaten stellt.
Ausschnitt aus "Wege zum Ruhm": "Patriotismus ist vielleicht ein altmodischer Begriff aber für mich ist er eine Frage der Ehre. / Darüber gehen die Ansichten auseinander. Johnson kommt da zu ganz anderen Schlüssen. / Wer war dieser Johnson und was hat er über den Patriotismus gesagt? / Er sagte, dass er die letzte Zuflucht eines Schurken sei."
Auch hinter der Leinwand blieb Kirk Douglas ein unbeugsamer Alleingänger. Statt sich an ein Studio zu binden, gründete er 1958 die nach seiner Mutter benannte Produktionsfirma "Bryna Productions". Er erwarb die Filmrechte für "Spartacus" und provozierte einen filmpolitischen Skandal, als er den von der McCarthy-Kommission verfolgten Drehbuchautor Dalton Trumbo für das Projekt verpflichtete.
Der Schauspieler Kirk Douglas in einer Szene aus dem Film "Spartacus". (Aufnahmedatum geschätzt)
Kirk Douglas in einem seiner bekanntesten Filme: "Spartacus".© Imago / Hollywood Photo Archive
US-Schauspieler Kirk Douglas in einer undatierten Aufnahme als Westernheld. 
US-Schauspieler Kirk Douglas in einer undatierten Aufnahme als Westernheld. © picture alliance / Bert Reisfeld
Stanley Kubrick führte Regie und Douglas übernahm die Hauptrolle. Als Anführer des Sklavenaufstandes in Rom, als entschlossener Kämpfer für die Entrechteten starb er den Heldentod auf der Leinwand und wurde unsterblich in den Köpfen des Kinopublikums weltweit.
Ausschnitt "Spartacus": "Und ich weiß, dass wir Brüder sind und das Recht haben frei zu sein!"
In den 60er und 70ern spielte Kirk Douglas in Western und Historiendramen, Abenteuer- und Monumentalstreifen, Gangsterkomödien, Thrillern und Kriegsfilmen des alten und des neuen Hollywood.

Mit Burt Lancaster als Senioren-Gangsterduo

Immer wieder stellte er auch seine humorvolle Seite unter Beweis, wie 1986 mit Burt Lancaster in der Komödie "Archie und Harry – Sie können's nicht lassen" als rastloses Senioren-Gangsterduo.
Ausschnitt aus "Archie und Harry": "Lassen sie die Waffen fallen, ich komme rüber! / Leck mich am Arsch Jablonski! / Wer ist Jablonski? / Wie kommt dieser Penner hierher!"
Kirk Douglas und sein Sohn Michel im Jahr 2012 in Los Angeles, USA. 
Kirk Douglas und sein Sohn Michel im Jahr 2012 in Los Angeles, USA. © picture alliance / Hubert Boesl
1991 überlebte Kirk Douglas einen Hubschrauberabsturz, vier Jahre später erlitt er einen Schlaganfall. Doch ein Yssur Danielowitsch lässt sich nicht unterkriegen.
"Ich möchte der berühmteste Schauspieler der Welt sein, der nach einem Schlaganfall noch spielt."
Gesagt, getan: 2003 stand der mit seinem Sohn Michael in der Generationen-Komödie "Es bleibt in der Familie" vor der Kamera und verteilte schlagkräftige Ratschläge an seinen Filmenkel:
Ausschnitt aus "Es bleibt in der Familie": "Zuerst ein unerwarteter Tritt ans Knie! Das lenkt ihn ab und dann so! Ein paar in die Schnauze! Und als letztes, ein Tritt genau in den Familienschmuck!"
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