100. Geburtstag von Charlotte Salomon

Kein Opfer, sondern Künstlerin

Besucher betrachten im Jüdischen Museum in Berlin das Selbstporträt der jüdischen Künstlerin Charlotte Salomon aus dem Jahr 1940.
Selbstporträt von Charlotte Salomon aus dem Jahr 1940 im Jüdischen Museum in Berlin © picture alliance / dpa / Stephanie Pilick
Margret Greiner im Gespräch mit Anke Schaefer · 16.04.2017
Vor 100 Jahren wurde die Malerin Charlotte Salomon geboren. Sie war Jüdin, floh aus Deutschland ins französische Exil und malte dort innerhalb von zwei Jahren ihr Leben. 1300 Gouachen entstehen, einen Großteil davon bündelt sie zu dem Werk "Leben? Oder Theater?". 1943 wird sie in Auschwitz ermordet. Margret Greiner hat ihre Biografie geschrieben.
Woher kommt Ihr ganz persönliches Interesse für Charlotte Salomon?
"Ich glaube, es ist mehr als 10 Jahre her, als ich das erste Mal Bilder von ihr im Jüdischen Museum in Berlin sah. Ich war sofort fasziniert von den Bildern, aber auch von ihrer Lebensgeschichte, die sie in diese Bilder hinein projiziert hat. Seither hat sie mich nicht wieder losgelassen.
Die Bilder schienen mir so geheimnisvoll. So entrückt. Woher – habe ich mich gefragt, bezieht ein Mensch die Kraft mit all diesen Problemen dieses jungen Lebens fertig zu werden. Sie war eine Jüdin. In den 30er Jahren begann die Diskriminierung.
Es war aber nicht nur die Diskriminierung durch die Nazis und die Verfolgung, sondern auch dieses Stigma ihrer Familie, dass sich vor allem alle Frauen ihrer Familie mütterlicherseits selbst das Leben genommen haben. Das alles gebündelt fand ich so unglaublich faszinierend.
Auch wenn ihre Lebensgeschichte eine Holocaustgeschichte ist, war es mir ganz wichtig, sie nicht als Opfer zu portraitieren, sondern als Künstlerin. Denn das war ihr innerstes Begehr, das kam aus der Mitte ihrer Persönlichkeit."
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